Anlieger sagen Nein zur Luxussanierung

Pläne zum Umbau des Großen Moors seien existenzbedrohend

Schwerin • Schiefe Platten und Schlaglöcher, Wurzeln und Steine als Stolperfallen   – so zeigen sich der Große Moor und der Schlachtermarkt schon seit vielen Jahren. Dass eine von der Stadt geplante Sanierung zwingend notwendig ist, sehen auch die etwa 65 Anlieger. Aus ihrer Sicht sei jedoch die Höhe der Kosten, die sie tragen sollen, also 75 Prozent, unverständlich.
„Nachdem wir von dem Bauvorhaben um den Großen Moor in einer Informationsveranstaltung erfahren haben, gründeten wir eine Bürgerinitiative gemeinsam mit den Anliegern des Schlachtermarktes und haben erst einmal die Baupläne studiert. Uns fiel auf, dass auf jeden von uns bis zu 80.000 Euro zukommen könnten. Das wäre einfach eine Katastrophe und für viele von uns existenzbedrohend”, erklärt Wolfgang Winkler, Anlieger am Großen Moor.
Mit vereinten Kräften wendete sich die Bürgerinitiative schließlich an die Stadtvertretung und machte auf ihre Sorgen bezüglich der hohen Kosten aufmerksam.
Denn: Zum einen sehe die Stadt für den Großen Moor ein Tourismuskonzept vor. Demnach soll die Straße das Tor vom Marstall in die Innenstadt sein. Die Sanierung liege also im Interesse der gesamten Stadt.
Zum anderen müsse noch einmal geprüft werden, ob und in welchem Umfang eine Sanierung tatsächlich notwendig ist. „Laut Bauplänen scheint eine Art Luxussanierung mit teuren Steinen vorgesehen zu sein. Das brauchen wir nicht”, so Wolfgang Winkler.
Ein weiterer Punkt sei die versäumte Instandhaltung in den vergangenen Jahren. Was hier an Kosten aufgewendet wurde, sei sehr überschaubar. „Da bekommen wir als Bürger das Gefühl, als hätte man die Instandhaltung mit Absicht so lange hinausgezögert. Da eine Grundsanierung jetzt unumgänglich wurde, sollen nun aber die Anwohner dafür blechen.”
Die Argumente der Bürgerinitiative schien auch die Stadtvertreter nachvollziehen zu können, welche sich alsbald bemühten, eine Lösung zu finden. „Schließlich haben wir es  geschafft, dass das gesamte Projekt noch einmal überprüft und umgeplant wird. Wenn jetzt tatsächlich auch noch die Ausbaubeitragssatzung geändert werden sollte, haben wir echt was bewegt. Immerhin hätte das ja auch für die Anlieger der Rogahner und der Gadebuscher Straße Vorteile.”
Die Bürgerinitiative um Wolfgang Winkler könnte sich sogar vorstellen, an das Land heranzutreten und hier eine  Gesetzesänderung durchzusetzen. Zum jetzigen Zeitpunkt steht ihnen dabei jedoch der Zeitmangel im Weg. Im Großen und Ganzen seien die Entwicklungen aber sehr positiv zu bewerten. Wolfgang Winkler ist stolz und gespannt, wie es weitergeht.

Marie-Luisa Lembcke

„Wenn „die Stadt“ wünscht, den Großen Moor „hübsch“ zu gestalten, dann sollte sie auch die Kosten dafür übernehmen. Eine Instandsetzung reicht aber aus. Die Bürgerinitiative hat gezeigt, dass privater Einsatz hilft. Ich glaube, dass wir gemeinsam mit den Kommunalpolitikern und den Mitarbeitern der Stadtverwaltung einen Weg finden, die Straße „verträglich für die Anwohner“ und dennoch gestalterisch anspruchsvoll zu sanieren.”
 
Andreas Rossmann, Anlieger (Foto 3)

„Die Rogahner Straße besteht schon lange und das aber in einem schlechten Zustand. Für den grundhaften Ausbau müsste hier mehrere Meter tief gegraben werden. Das ist teuer und aufwendig”, so Martin Lorentz, Ortsbeiratsvorsitzender Görries. Da die Straße eine vorwiegend überregionale Bedeutung hat, fragen sich viele Anlieger, warum sie für den Ausbau und für Geh- und Radwege auf beiden Seiten der Straße aufkommen sollen.   (Foto 2)

Fotos: maxpress/privat



Die Reaktionen unserer Leser zu diesem Thema:
„Meiner Meinung nach sollte das Kommunalabgabengesetz so wie in Hamburg und Berlin, auch in MV abgeschafft werden. Vielleicht währe es auch möglich eine jährliche Abgabe einzuführen aus deren Mitteln Srassenausbau finanziert wird. Natürlich von Grundeigentümern zu zahlen. Das würde Härtefälle und Existenzbedrohungen beseitigen.”
R. Kitzing


„In Straßen mit alten Baumbestand sorgen Wurzeln dafür, dass Fußgängerwege nicht mehr passierbar sind. Steine und Platten werden aus dem Verbund gedrückt, werden zu Stolpersteinen. So auch im Großen Moor. Um das zu verändern bedarf es keiner Straßensanierung. Ein Fällen alter Bäume und Pflanzen junger Bäume verbunden mit fachgerechter Instandsetzung der Fußgängerwege sollte ausreichend sein.”
G. Winkelmann