Mehr Platz schaffen für weniger Barrieren

Schwerin • Menschen mit Handicap mehr Platz zur Verfügung stellen und unnötige Barrieren beseitigen: Dafür rüstet die Nahverkehr Schwerin GmbH gerade all ihre Straßenbahnzüge um. In Zukunft bietet jedes Fahrzeug Menschen im Rollstuhl einen zusätzlichen Platz an der zweiten Tür. Bereits 16 Bahnen hat das Unternehmen bislang umgebaut, weitere folgen in den nächsten Wochen.

Hans-Jürgen Konert und Wolfgang Riese haben ein gutes Händchen für Straßenbahnen. Die Mitarbeiter der Nahverkehr Schwerin GmbH scheinen jede Schraube an den Fahrzeugen wie ihre eigene Westentasche zu kennen. Natürlich wissen sie, wie sie zu justieren sind, damit alles richtig passt.
Besonders wichtig ist dies für alle Bürgerinnen und Bürger, die wegen einer Behinderung auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Damit sie es in Schwerins Straßenbahnen künftig leichter haben, bauen Hans-Jürgen Konert und Wolfgang Riese die Vierer-Sitzgruppe neben der zweiten Straßenbahntür aus. Das schafft Platz und ermöglicht es mehr Rollstuhlfahrer, mitzufahren.
Der Umbau ist jedoch mit einigem Aufwand verbunden. Die Sitze zu entfernen, ist dabei nur ein Arbeitsschritt von vielen. So müssen die beiden NVS-Mitarbeiter beispielsweise auch die Rückwandabdeckung entfernen und eine Verstärkung anschrauben, die Türverkleidung muss komplett abgenommen und durch eine neue für die Luftführung am Holm ersetzt werden.
Zudem werden zusätzliche Haltestangen installiert, die mit einem Aufprallschutz versehen sind.
Auch neue Notsitze, die sich bei Bedarf einfach herunterklappen lassen, sind Teil des Umbaus. Auf diese Seite, direkt neben dem neuen Stellplatz, wird ebenfalls ein Tür-Taster für Rollstuhlfahrer installiert. Bei Bestätigung des Tasters wird die Türautomatik deaktiviert, damit die Tür nicht automatisch schließt.
Zu guter Letzt versiegeln die beiden Männer noch den Fußboden neu. Etwa sechzig Arbeitsstunden sind insgesamt nötig, bis der Straßenbahnzug wieder starten kann. 

Markus Parsch