Wenn Erwachsenwerden zu Hause nicht gelingt

Betreutes Wohnen für Jugendliche gibt jungen Leuten Struktur

Schwerin • „Ihr versteht mich einfach nicht!” Das hören viele Eltern eines Teenagers mindestens einmal am Tag. Doch was tun, wenn es stimmt? Oder schlimmer noch: Was, wenn sich überhaupt niemand mehr in der Familie versteht? Die AWO Schwerin bietet mit dem Betreuten Wohnen für Jugendliche eine sinnvolle Alternative zur klassischen stationären Jugendhilfe.

„Es geht nicht darum, die Mädchen und Jungs zu etwas zu machen, was sie nicht sind. Vielmehr unterstützen wir sie dabei, eigenständig in ihrem Alltag klarzukommen. Nur so können auch die Kommunikation in der Familie wieder hergestellt und eine liebevollere Eltern-Kind-Beziehung eingegangen werden”, erklärt Tim Piechowski (2.v.l.). Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und maximal 27 Jahren müssen täglich viele Herausforderungen meistern. Wenn das nicht mehr klappt, kippt oftmals nicht nur das Verhältnis zu den Eltern. Nicht selten entstehen daraus ernstzunehmende Dauer-Probleme wie Schulschwänzen, Drogenmissbrauch oder Diebstahl. Klar, dass Jugendliche und ihre Eltern daran irgendwann verzweifeln.
In dem „Betreuten Einzelwohnen für Jugendliche” müssen sich die Heranwachsende vielen alltäglichen Anforderungen stellen, werden dabei aber noch nicht allein gelassen.
So leben derzeit in neun Einraumwohnungen problembelastete Jugendliche, deren Eltern sich ans Jugendamt gewendet haben. „Von uns bekommen sie jede Hilfe, die sie brauchen – jederzeit. Ob zur Ermutigung der Mädchen beim ersten Frauenarzt-Termin, bei Ängsten bezüglich ihrer beruflichen Zukunft oder bei Sorgen mit Verträgen”, sagt Robert Jochmann (nicht im Bild). Nichtsdestotrotz haben die Pädagogen als Partner und Orientierungshilfe immer ein Auge auf die Jugendlichen. Toll ist, wenn es gemeinsam gelingt, ein realistisches Lebensziel über Schule, Ausbildung und persönliche Entwicklung eigenständig anzupacken. „Am meisten freut es uns darüber hinaus zu sehen, wie durch die räumliche Distanz zwischen Eltern und jugendlichen Kindern eine Verbesserung der Beziehung erreicht werden kann”, sagt die Teamleiterin Kirsten Blocksdorff (2.v.r.). 

jb