Mutmacher in der Klinik

Krankenhausseelsorge begleitet Menschen in schweren Zeiten

Schwerin • „Wie geht es Ihnen?“ – Patienten im Krankenhaus werden das oft gefragt, von Ärzten, von Pflegekräften. „Wenn wir das fragen, reagieren manche erstaunt, einige sogar ablehnend. ,Ich bin doch gar nicht in der Kirche...‘”, erzählt Andreas Greve. Viele Patienten aber werden nachdenklich, horchen in sich hinein, fangen an zu erzählen – manchmal mit Tränen in den Augen.

Pastor Greve ist Seelsorger in den HELIOS Kliniken Schwerin. Gemeinsam mit Cornelia Ogilvie und der katholischen Seelsorgerin Karola Pfeifer begleitet der Pastor Menschen im Krankenhaus: Patienten, Angehörige, manchmal auch Mitarbeiter. „Wir nehmen uns Zeit für jeden, der unseren Beistand sucht“, betont Karola Pfeifer. „Was einer glaubt oder welcher Religion er angehört, ist zweitrangig.“ Die Mehrheit der von den Seelsorgern Besuchten gehört keiner Religionsgemeinschaft an. „Oft nutzen gerade diese Menschen unser Gesprächsangebot“, sagt Andreas Greve. „Für manche ist es eine Gelegenheit, über das zu sprechen, was sie in ihrer Krankheit bewegt – weitreichende Veränderungen, plötzliche Hilfsbedürftigkeit, Ungewissheit über das, was kommt. Die Frage, ob und in welcher Weise Erlebtes und Erlittenes mit Gott zu tun hat, wird dabei erstaunlich häufig gestellt.“ Pastorin Ogilvie weiß: „Wer schwer krank ist, stößt an Grenzen. Da liegt es nahe, über das nachzudenken, was uns jenseits der Grenzen unseres Verstehens wohl erwartet.“ Und Karola Pfeifer ergänzt: „Viele merken, wie gut es tut, Unsicherheiten und Ängste zu teilen.“

Der Gottesdienst – ein Ort der Begegnung

Sonntags um 10 Uhr lädt die Krankenhausseelsorge zum Gottesdienst in die Klinikkapelle ein. „Wir wissen nie, wer kommt und was er oder sie mitbringt“, berichtet Karola Pfeifer. „Das ist spannend. Viele erleben zum ersten Mal einen Gottesdienst. Oft sind gerade sie besonders beeindruckt von dem, was sie in unserer kleinen Kirche erleben. Und häufig sind die Begegnungen im Gottesdienst der Anfang seelsorglicher Begleitung.“Den Gottesdienst leiten die Seelsorger abwechselnd. „Bei der Gestaltung gehen wir auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der so verschiedenen Besucher ein“, sagt Cornelia Ogilvie.
Doch eins darf in keinem Gottesdienst fehlen: Wer mag, legt einen Stein und stellt eine brennende Kerze auf den Altartisch. Der Stein steht für Belastendes, die Kerze für das, was Hoffnung stärkt.„Viele kommen wegen diese Rituals zum Gottesdienst“, weiß Karola Pfeifer. Und Andreas Greve ergänzt: „Manche sogar dann noch, wenn sie das Krankenhaus längst verlassen haben.“

Isabell Adam

Foto 1: (v.l.) Karola Pfeifer, Andreas Greve, Cornelia Ogilvie / HELIOS
Foto 2: Oliver Borchert