Zeitzeugen sind Brücke in die Vergangenheit

Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus im Landtag

Anlässlich des morgigen Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus betont Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider heute (26. Januar 2017) zu Beginn einer Gedenkveranstaltung des Landtages Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin die wichtige Rolle von Zeitzeugen, um die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus lebendig zu halten.
 
Der inzwischen 90-jährige Natan Grossmann war Zeuge der Verbrechen der Nationalsozialisten. Landtagspräsidentin Bretschneider bedankt sich bei Herrn Grossmann für die Teilnahme an der heutigen Veranstaltung und die Bereitschaft, für die geplante Diskussionsrunde zur Verfügung zu stehen: „Sie können uns von Ihren Erfahrungen berichten. Sie können die Geschichte lebendig machen. Sie sind für alle Nachgeborenen, die die Zeit nicht miterleben mussten, die Brücke in die Vergangenheit.“
Natan Grossmann betont, dass die Generation von heute nichts mehr damit zu tun habe, was damals geschehen ist. Allerdings sieht er es als Aufgabe der jungen Generation an, zu verhindern, dass die damaligen politischen Verhältnisse wiederkehren können. „Es gibt keine kollektive Schuld der Deutschen, aber es gibt unsere kollektive geschichtliche Verantwortung. Wir Heutigen haben die Aufgabe, die Demokratie zu stärken und gegen diejenigen zu verteidigen, die sie abschaffen wollen. Schuld ist eine persönliche Kategorie, Verantwortung geht uns alle als Gesellschaft an“, so Landtagspräsidentin Bretschneider.
 
Eingeladen zur Gedenkveranstaltung wurden neben Abgeordneten des Landtages und der Landesregierung Gäste aus Wissenschaft, Kultur, Kirchen, Vereinen und Verbänden auch Schülerinnen und Schüler. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der Dokumentarfilm „Linie 41“ der Regisseurin Tanja Cummings. Der Film dokumentiert Natan Grossmanns Rückkehr nach Łódź, um das Schicksal seines Bruders zu ergründen, der dort 1942 verschwand. Seine Suche kreuzt sich mit der von Jens-Jürgen Ventzki, dem Sohn des ehemaligen Nazi-Oberbürgermeisters der Stadt, der die Verstrickungen seines Vaters in das NS-Unrechtsregime erforscht.
 
Anschließend findet eine Podiumsdiskussion statt, an der neben Herrn Natan Grossmann und der Präsidentin des Landtags, Sylvia Bretschneider, auch die Filmregisseurin Frau Tanja Cummings und Ramona Ramsenthaler, Leiterin der Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim teilnehmen.
 
Landtagspräsidentin Bretschneider dankt allen, die die heutige Gedenkveranstaltung besuchen: „Sie zeigen damit Ihr Mitgefühl mit den Opfern. Und Sie stehen – jeder Einzelne – mit Ihrer Person dafür, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, auch und gerade 72 Jahre danach, lebendig zu erhalten. Halten wir diesen Moment fest und tun dies gemeinsam – aus Verantwortung und Respekt für die Opfer und aus Verantwortung für die Zukunft. Das sind wir den Opfern schuldig. Und das sind wir der jungen Generation schuldig.“
 
Seit 1996 gedenkt Deutschland am 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog hatte den Gedenktag angeregt. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das deutsche Vernichtungslager Auschwitz.