Heiße Chemo im Bauchfell
Zwei neue Therapiemöglichkeiten für Bauchfellkrebs

Schwerin • Meistens tritt Bauchfellkrebs als Metastase eines weiteren onkologischen Befalls erst spät im Krankheitsverlauf auf. Für diese Patienten gibt es nun an den Helios Kliniken Schwerin zwei neue Therapiemöglichkeiten.
Die Anzeichen für Bauchfellkrebs sind sehr unspezifisch. Verstopfungen, Übelkeit, Völlegefühl oder ein aufgeblähter Bauch können auf einen Befund hinweisen. „Leider treten die Anzeichen meistens erst in einem sehr späten Stadium auf“, erklärt Oberärztin Dr. Judith Sporn (Foto rund) aus der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. „Außerdem ist Bauchfellkrebs nur in Ausnahmefällen der alleinige Befund – oft ist es eine Form der Metastasen bei Magen-, Dickdarm-, Pankreas- oder Gallenblasenkrebs.“ Bis vor rund 30 Jahren gab es bei der Diagnose Bauchfellkrebs keine Heilungschance mehr. Doch die sogenannte Zytoreduktion und HIPEC bietet für einige Patienten wieder Hoffnung. HIPEC steht für Hyperthermic Intraperitoneal Chemotherapy „Man kann es grob als heiße Chemotherapie für den Bauchraum übersetzen“, so Dr. Sporn. „Wir entfernen operativ alles sichtbare Tumorgewebe, was als Zytoreduktion bezeichnet wird.“ Zum Ende der OP werden Zulauf- und Ablaufschläuche durch die Haut in den Bauchraum eingebracht und der Bauch verschlossen. Anschließend wird das eingesetzte Chemotherapeutikum auf 42 Grad Celsius erwärmt und der Bauchraum damit für ein bis zwei Stunden in einem geschlossenen Kreislauf gespült. Einige Patienten mit Bauchfellkrebs, für welche diese Methode nicht in Frage kommt, könnten auf die PIPAC-Therapie ansprechen. PIPAC bedeutet Pressurized Intraperitoneal Aero- sol Chemotherapy, ist also eine Hochdruck-Chemotherapie mit feinsten Aerosolen. Sie kann bisher nur in Studien angewandt werden. Dr. Sporn bekräftigt: „Ich bin sehr froh, beide Möglichkeiten jetzt auch in Schwerin anbieten zu können. Das hilft Patienten, die bisher in einem weit fortgeschrittenen Stadium des Krebses keine Chance mehr gesehen haben.“ Bisher wurden vier Patienten mit PIPAC behandelt, welche die Therapien gut vertragen haben. Ein Patient war nach der Therapie ebenfalls für die heiße Chemotherapie geeignet. ph