Plattdeutsch hat mir Glück gebracht
Elaine Assig kam aus dem tiefen Westen ins Herz von Mecklenburg
Schwerin • „Wunnerbor war mein erstes plattdeutsches Wort“, erzählt die 19-Jährige, wenn sie über ihre Zeit an der Schweriner Fritz-Reuter-Bühne spricht.
Doch zunächst geht der Rückblick in den Süden der Republik, nach Bayern. Dort ist Elaine als ältestes von zwei weiteren Geschwistern 2005 auf die Welt gekommen. Dass es die große Schwester irgendwann an und auf die Bühne ziehen könnte, deutete sich schon in der Kindheit, etwas weiter nördlich, im westfälischen Bad Driburg an. Hier bewegte sich Elaine zwischen Karateverein und Theatergruppe durch die schulfreie Zeit. In der sechsten Klasse spielte sie ihre erste Rolle im Stück „Prinz und Bettelknabe.“ „Ich war der Bettelknabe“, erzählt sie heute lachend.
Abseits des Schultheaters probierte Elaine den Umgang mit der Videokamera. „Luigis Mansion“ hieß der selbstgedrehte Gruselfilm, in dem Leute verschwinden, es spukt und Luigi als Geisterjäger fungiert. Die Darsteller waren ihre jüngeren Geschwister. Nach dem Hobby-Film kam dann das Abi und der Wunsch wuchs: „Ich will ans Theater!“ Zwischen Deutschund Englisch-Leistungskurs hat sich Elaine an fünf Theatern für den Bundesfreiwilligendienst beworben, eins davon war das Mecklenburgische Staatstheater in Schwerin. Nach vier Stunden Autofahrt und zwei Tagen vor der mündlichen Geschichtsprüfung des Abiturs landete die junge Frau zum Vorstellungsgespräch im Schweriner Haus, von dem sie eine Woche später die Zusage bekam.
„Ich war hin und weg“, erzählt sie heute. „Dass ich hier für die Fritz-Reuter-Bühne arbeiten durfte, war was ganz Besonderes. Nur mit der plattdeutschen Sprache haperte es anfangs ein wenig.“ Ihr Platt wurde jedoch schnell besser, obwohl die Anweisungen der Schauspieler oder von der Regie an Elaine meist hochdeutsch daherkamen. Sie half, die Bühne einzurichten, Dinge zu besorgen und der Regieassistenz den Rücken freizuhalten – Theateralltag halt. Da jeder Freiwilligendienst-Leistende auch ein eigenes Projekt erstellen sollte, erfand Elaine die „T(o)ur de Fritz“. Passend zum 150. Todestag des Heimatdichters Fritz Reuter entwarf sie einen interaktiven Rundgang, der mit Video-, Audio- und Textbeiträgen auf platt und hochdeutsch vom Schloss am Theater vorbei rund um den Pfaffenteich führt und Wissenswertes über Schwerin und Reuter erzählt.
Markus Sebastian Wenger spielt auf der Tour den Fritz Reuter und Elaine Assig gibt das Petermännchen. Für das Projekt bekam Elaine im vergangenen Jahr den Sonderpreis des Fritz-Reuter-Literaturpreises – das Sahnehäubchen zum Ende ihres Bundesfreiwilligendienstes am Schweriner Theater. Ihr nächstes Ziel heißt nun: Theaterwissenschaften oder Regie studieren. Das ist doch wunnerbor!
maxpress/sho