Mut zum Reden und zur Hilfe

Psychische Gesundheit spielt in Sportvereinen eine wichtige Rolle

Psychische Gesundheit spielt in Sportvereinen und allgemein eine immer wichtigere Rolle. Geschäftsstellenleiter Steffen Franke erzählt seine Geschichte.
Mit der Zeit ist Steffen Franke vom Trainerposten zurückgetreten und hat sich auf die Aufgaben im Vereinslebens konzentriert, Foto: Grün-Weiß-SN

Schwerin • Über psychische Erkrankungen zu sprechen, empfinden viele Betroffene immer noch als Scham. Geschäftsstellenleiter des SV Grün-Weiß Schwerin, Steffen Franke, leidet selbst an Depressionen und möchte die Menschen für die Erkrankung sensibilisieren.

Seit 16 Jahren ist er beim SV Grün-Weiß Schwerin aktiv. 2017 folgte eine Festanstellung als Vereinssportlehrer, die Leitung der Geschäftsstelle und ein Jahr später zusätzlich der Job als Frauentrainer. Auch während Corona stand die Arbeit nicht still. So mussten unter anderem Hygienekonzepte entwickelt werden, um den Spielbetrieb zu ermöglichen. Mit der Zeit ist Steffen Franke vom Trainerposten zurückgetreten und hat sich auf die Aufgaben im Vereinslebens konzentriert.

„Man kann sich kaum vorstellen, was da alles zugehört. 60 bis 70 Stunden in der Woche hatte ich gearbeitet“, erzählt er. Ein perfektionistisches Denken entwickelte sich und führte unter anderem zu Stimmungsschwankungen. „Ich konnte meine Arbeit nicht abgeben, obwohl es Unterstützung gab“, so Steffen Franke weiter. Vor allem die dunkle Jahreszeit brachte große Unzufriedenheit mit sich. „Besonders dann hinterfragte ich mich oft, ob ich den Job kündige und alles hinschmeiße. Aus Scham fiel es mir schwer, mich jemandem anzuvertrauen“, sagt er. Nach einer längeren Krankschreibung und vielen Gesprächen mit Familie, Freunden und Verantwortlichen des Vereins schien die Welt wieder in Ordnung. Doch die Welle des stressigen Arbeitsalltags kam zurück. „Ich habe mich im Mai dazu entschieden, mir therapeutische Hilfe zu holen. Ich dachte, nach drei oder vier Terminen bin ich fertig, aber so war es nicht“, so der Schweriner.

Die vielen Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen blieben. „Ich konnte mich nicht mal über das Erreichen der Aufstiegsspiele für die zweite Bundesliga freuen, obwohl es der größte sportliche Erfolg des Vereins war.“ Durch die Unterstützung einer Therapeutin sind die ersten Ziele erreicht – Aufgaben abgeben und Zeit für sich nehmen. „Ich glaube, wenn ich mich nicht getraut hätte, irgendwann darüber zu sprechen, hätte es mich aufgefressen“, betont er.

maxpress/as