Warten auf das Glück

Die Oper Hanjo von Toshio Hosokawa bringt ein Stück Japan nach Schwerin

Die japanische Kammeroper Hanjo von Toshio Hosokawa wird zum ersten Mal im Mecklenburgischen Staatstheater aufgeführt.
Foto: Mecklenburgisches Staatstheater

Altstadt • Mit der 2004 komponierten Oper Hanjo von Toshio Hosokawa kommt ein Stück Japan nach Schwerin und feiert sogleich doppelten Einstand: Zum einen wird die Kammeroper zum ersten Mal in der Landeshauptstadt aufgeführt, zum anderen gibt Operndirektorin Judith Lebiez ihr Schweriner Regiedebüt.

Wer im Trubel der Vorweihnachtszeit einen Moment der Ruhe sucht, findet diesen in der feinen Inszenierung der Kammeroper Hanjo – einer verwickelten Dreiecksgeschichte des japanischen Komponisten Toshio Hosokawa: Die junge Hanako wartet seit Jahren jeden Tag auf die Rückkehr ihres Geliebten Yoshio.
Sie wohnt bei der Künstlerin Jitsuko, die wiederum auf die Zuneigung Hanakos hofft. Eines Tages steht Yoshio tatsächlich vor der Tür und Hanako vor der Frage: Liebt sie nur noch die Erinnerung an den Mann ihrer Träume?

Das Thema des Wartens ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst und wird schon in einem Werk des traditionellen japanischen Nō-Theaters des 14. Jahrhunderts behandelt, auf dem die zeitgenössische Oper basiert. In den 1950er-Jahren holte der japanische Schriftsteller Yukio Mishima die Geschichte in die moderne Welt und erzählte davon, was mit uns zwischen Gegenwart und Vergangenheit passiert, wenn Warten zum Lebensinhalt wird. Der Wille zur Liebe, die Schwierigkeit, sich für Lebensänderungen zu öffnen und die ungleich verteilte Fähigkeit, das Glück zu ergreifen, inspirierte Toshio Hosokawa 2004 zu einer Kammeroper. Vielschichtig und berührend verbindet der Komponist traditionelle japanische Melodien mit modernen Harmonien, die in der westlichen Musik verbreitet sind. Dabei machen die fast meditativen Elemente die tiefmenschliche Dimension der Wartenden spürbar.

Die Hauptrolle der jungen Hanako übernimmt die britisch-ungarische Sopranistin Anna Cavaliero, die seit dieser Spielzeit festes Ensemble-Mitglied des Mecklenburgischen Staatstheaters ist und bereits weltweite Erfolge feierte. In der Rolle des Yoshio wird Conrad-Ekhof-Preisträger Martin Gerke zu sehen sein, der zuletzt den Don Giovanni spielte. Mezzosopranistin Hanna Larissa Naujoks übernimmt die Rolle der Künstlerin Jitsuko.

Claudia Kottisch