Zufahrtsstraßen zum Einheitsfest frei
Interview mit Bernd Nottebaum, Dezernent für Bauen, Umwelt und Verkehr
Schwerin • Wenn in der Stadt gebaut wird, kommt es zu Einschränkungen. Zum Bürgerfest vom 2. bis 4. Oktober werden aber alle Zufahrtsstraßen in Schwerin baufrei sein. hauspost sprach mit Bernd Nottebaum (59, CDU), Dezernent für Bauen, Umwelt und Verkehr, über die Mega-Baustelle „Wallstraße“ und andere aktuelle Bauvorhaben in der Stadt.
hauspost: Das größte Bauprojekt in den vergangenen Jahren steht kurz vor dem Abschluss. Was passiert derzeit an der Wallstraßen-Brücke?
Bernd Nottebaum: Das Großbauvorhaben Brücke Wallstraße wurde ja in zwei Bauabschnitten realisiert. Bereits Ende April 2023 haben wir den kniffligen Neubau der Brücke über die Gleise der Deutschen Bahn fertiggestellt und für den öffentlichen Verkehr wieder freigegeben. Im zweiten Bauabschnitt ist jetzt noch die Errichtung eines Medienkanals in der Umsetzung. Dieser ist notwendig, da die durch die Tieferlegung der Bahngleise verdrängte Abwasserleitung einschließlich Gasleitungen verlegt werden mussten. Die Inbetriebnahme des neuen Abwassersystems ist im September erfolgt. Jetzt werden auch die übrigen Leitungen wieder an den Bestand angeschlossen, die Behelfsbrücke für Fußgänger und Leitungen zurückgebaut und die Straßen und Gehwege im Baubereich endgültig hergestellt. Die Fertigstellung ist bis zum 22. November geplant. Nach Abschluss wird die altbekannte und bewährte Verkehrsführung wieder eingerichtet.
hauspost: Mit welchen finanziellen Mitteln wird das Projekt realisiert?
Bernd Nottebaum: Für das Bauvorhaben werden insgesamt etwa 28 Millionen Euro investiert. Ein Teil davon erhält die Stadt Schwerin noch über eine Kostenteilung von der Deutschen Bahn zurück. Gefördert wird das Vorhaben mit rund zwei Millionen Euro über Zuwendungen des Landes Mecklenburg-Vorpommern aus Mitteln für Maßnahmen im Bereich des kommunalen Straßenbaus.
hauspost: Diese Brücke ist ein wichtiges Puzzlestück für einen reibungslosen Verkehr ins Stadtzentrum und zu den Einkaufszentren. Doch um die Radwegbrücke Stadionstraße zwischen Schlossgarten und der Halbinsel Krösnitz ist es sehr still geworden, oder?
Bernd Nottebaum: Das kann ich so nicht stehen lassen. Die Landeshauptstadt Schwerin hat für den Bau der Brücke Stadionstraße einen Fördermittelantrag gestellt – für modellhafte regionale investive Projekte zum Klimaschutz durch Stärkung des Radverkehrs. Erfreulich ist, dass bei diesem Bundesprogramm keine Einzelmaßnahmen, sondern Modellprojekte gefördert werden. Wir haben die Chance ergriffen, den sogenannten Radwegnetzteilausbau zwischen der Stadionstraße auf der Krösnitz bis zur Fahrradstraße Mecklenburgstraße einschließlich der Radwegbrücke Stadionstraße (Planungsfoto u.l.) zu beantragen. Die Attraktivität für den Schweriner Radverkehr würde durch die Umsetzung nochmals weiter gesteigert. Ich bin da optimistisch.
hauspost: In der Festwoche zum Tag der Deutschen Einheit rechnet Schwerin mit einem Besucheransturm. Sind die Baustellen auf den Zufahrtsstraßen dann abgeschlossen?
Bernd Nottebaum: Alle Zufahrtsstraßen sind ab dieser genannten Woche frei für den Verkehr. Das ist gesichert. Auch im Bereich Ludwigsluster Chaussee ruhen die Bauarbeiten. Die Befahrbarkeit und die vollständige Nutzung sind sichergestellt. An der Gadebuscher Straße, wo der Radund Fußweg gebaut wird, minimieren sich die Einschränkungen. Sie ist in beide Richtungen mit Tempo 30 befahrbar. Die Bauarbeiten auf der Ortsumgehung zwischen Görries und Lankow sind eine Landesbaumaßnahme und sollen bis dahin auch abgeschlossen sein.
hauspost: Auf der Franz-Mehring-Straße hat sich der Fahrkomfort für Radfahrer und Autofahrer verschlechtert. Ist da was geplant?
Bernd Nottebaum: Das ist das nächste einschneidende Verkehrsbauprojekt für Schwerin. Nach Fertigstellung der Severinstraße und der Straße Am Bahnhof wollen wir die grundhafte Erneuerung der Mehringstraße ab Frühjahr 2025 in Angriff nehmen. Wann und wie das geschieht, darüber informieren wir rechtzeitig, da dies auch eine Verlegung des Nahverkehrs zur Folge hat und natürlich die Umleitung für den Auto- und Radverkehr.
hauspost: Im August war die augenscheinlich gut erhaltene Möwenburgstraße in der Sanierung. Diese Maßnahme hielten viele Anwohner für unnötig. Was war da los?
Bernd Nottebaum: Wir haben ein Straßenunterhaltungskonzept. Darin ist festgelegt, dass wir schon bei Feststellung von kleinen Schäden mit geringem Aufwand sanieren, um hohe Folgekosten und langwierige Sperrungen zu vermeiden. Die betroffenen Teilbereiche der Fahrbahn wurden deshalb untersucht, instandgesetzt und sind nun wieder für viele Jahre verkehrssicher. Mit den Baumaßnahmen haben wir auch gleich nach den Richtlinien zum barrierefreien Bauen Optimierungen umgesetzt – vom Kreisel Güstrower Straße bis Fußgängerüberweg Lagerstraße und zwischen der Brücke und der Wismarschen Straße. Es waren notwendige Maßnahmen, die manchmal mit bloßem Auge nicht ersichtlich sind.
hauspost: Mit der Übergabe der schönen Hafenanlage auf der Insel Kaninchenwerder legen wieder viele Wassertouristen auf der Insel an. Wie geht es da weiter?
Bernd Nottebaum: Wir wollen das Gebäude auf Kaninchenwerder sanieren und für eine touristische Nutzung ausbauen. Denkbar sind Übernachtungsmöglichkeiten, eine funktionierende Gastronomie und einige Plätze für Campen im Einklang mit der Natur, dem Aussichtsturm und dem Rundweg. Damit sind wir konzeptionell beschäftigt und sprechen bereits mit dem Land über mögliche Förderungen. Da es sich hier um eine freiwillige kommunale Aufgabe handelt, müssen wir schauen, was wirklich realistisch ist.
hauspost: Der jetzige Pächter wird in das Konzept einbezogen?
Bernd Nottebaum: Der Pachtvertrag ist mit dem jetzigen Betreiber bereits gekündigt und wird neu ausgeschrieben. Der neue Pächter muss zum neuen Konzept passen. Wenn künftig die Weiße Flotte zwischen dem neuen Steg am Freilichtmuseum, Zippendorf, Schloss und Kaninchenwerder fährt, muss auch ein attraktives Angebot gemacht werden. Die Insel Kaninchenwerder ist nicht nur historisch, sondern auch touristisch von hohem Wert für unsere Stadt. Das wollen wir künftig sinnvoll zusammenbringen.
hauspost: Wie geht es mit dem Umbau des Freilichtmuseums Mueß voran?
Bernd Nottebaum: Die ursprünglich zugesagten Fördermittel vom Land kommen leider nicht wie geplant. Die Landeshauptstadt wurde aufgefordert, Prioritäten zu setzen. An erster Stelle steht für uns die Bildung, nämlich der Neubau für das Berufsschulzentrum Gesundheit und Sozialwesen. Jetzt bemühen wir uns, mit dem Land eine Lösung für Mueß zu finden und prüfen andere Fördertöpfe. Denn das Projekt Freilichtmuseum Mueß (Planungsstudie, Foto unten) möchten wir unbedingt auch weiter forcieren. Wir werden nach der bereits erfolgten Fertigstellung der Steganlage auch das Veranstaltungszentrum mit Gastronomie in der Museumsanlage in Angriff nehmen. Der Eingangsbereich steht ebenfalls auf dem Bauplan und soll einladend und praktisch mit einer interessanten Ausstellung für den Besucherverkehr umgebaut werden. 2025 greifen die ersten Maßnahmen.
hauspost: Was wird eigentlich aus dem Jagdschloss in Friedrichsthal?
Bernd Nottebaum: Der jetzige Eigentümer hat dieses Jahr geänderte Planungsunterlagen eingereicht, die wir mit der Denkmalpflege abgestimmt und genehmigt haben. Aus unserer Sicht kann der Investor nun loslegen.
hauspost: Am Standort der alten Strahlenklinik wurde eine Einigkeit über die Geschosshöhe gefunden, andererseits musste aber der Anglerverein sein Gelände verlassen. Haben die Angler einen Ausgleich bekommen?
Bernd Nottebaum: Die Angler haben neben der Pumpstation nur einige Meter weiter ein neues Gelände am Lankower See bekommen. Eine neue Steganlage wird gebaut und auch eine Containerlösung für die Vereinssachen ist abgestimmt. Da haben wir eine gute Lösung gefunden, die Baugenehmigung wurde im September erteilt. Was den Baubeginn der Wohngebäude betrifft, arbeitet unser Fachdienst Stadtentwicklung gerade an der Offenlage des Bebauungsplanes. Unser Ziel ist, bis März 2025 Baurecht schaffen. Dann könnte der Investor im zweiten Quartal 2025 mit den Bauarbeiten beginnen.
hauspost: Am Ziegelsee klafft eine große Baugrube nach der überraschenden Insolvenz des Investors neben dem Speicher-Hotel. Ist da schon eine Lösung in Sicht?
Bernd Nottebaum: Zurzeit ist der Insolvenzverwalter mit verschiedenen Interessenten in intensiven Gesprächen. Im Prinzip könnte der neue Investor mit der noch gültigen Baugenehmigung sofort loslegen, wenn er will.
hauspost: Wie ist die Feuerwehr in Schwerin aufgestellt?
Bernd Nottebaum: In der Berufsfeuerwehr arbeiten 230 Bedienstete. Davon sind 35 Kollegen und Kolleginnen ständig in Bereitschaft, sichern den Notruf, die Disposition der Einsätze und telefonische Hilfeersuchen für Schwerin und die gesamte Region Westmecklenburg ab. In der Notfallrettung sind sechs Rettungswagen, zwei Notarzteinsatzfahrzeuge immer in Bereitschaft. Krankentransporte werden überwiegend durch das DRK sichergestellt. Fünf Freiwillige Feuerwehren mit circa 250 ehrenamtlichen Einsatzkräften können im Notfall Unterstützung geben.
Holger Herrmann