Schlusslicht bei Arbeitslosenquote in MV

Die Gründe dafür sind vielfältig

Gefühlt bietet die Stadt Schwerin zahlreiche Möglichkeiten und unterschiedlichste Arten von Arbeit, die Realität sieht anders aus.
Die Agentur für Arbeit am Margarethenhof, Foto: paparazzie.de

Schwerin • Die Landeshauptstadt hat den Welterbe-Titel, eine wunderbare Natur und hohe Lebensqualität. Leider ist die Stadt aktuell Spitze bei der Arbeitslosenquote des Landes. Sie betrug im August 10,7 Prozent. Im Landkreis Rostock wurde mit 6,0 Prozent die niedrigste Quote gemessen. Gefühlt bietet die Stadt Schwerin zahlreiche Möglichkeiten und unterschiedlichste Arten von Arbeit, die Realität sieht anders aus.

5.334 Menschen waren hier im August arbeitslos gemeldet, demgegenüber stehen 1517 freie Stellen. Woran liegt es nun, dass so viele Stellen unbesetzt bleiben? „Die Wahrscheinlichkeit, einen guten Job zu finden, ist wegen des umfassenderen Stellenangebots in der Stadt größer“, sagt Professor Wolfgang Dauth vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Für viele Zugezogene erfüllt sich diese Hoffnung auf einen Job allerdings nicht - was auch an ihrem Profil liegt: „Arbeitslose in der Stadt haben es aufgrund soziodemografischer Merkmale - weil sie zum Beispiel einen Migrationshintergrund haben oder alleinerziehend sind - schwerer, eine Beschäftigung zu finden“, so Professor Dauth.

Auch die demografische Entwicklung der Stadt beeinflusst die negative Arbeitslosenquote. Junge Menschen aus Schwerin wandern eher in wirtschaftlich stärkere Regionen, besonders nach Westdeutschland oder in andere Großstädte und fehlen als Berufsnachwuchs in Schwerin. Diese durch attraktive Ausbildungsplätze, Studienangebote und Innovationsmöglichkeiten für ein Arbeitsleben in Schwerin zu erreichen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Der stellt sich die Arbeitsagentur Schwerin nach eigenen Angaben mit gezielten Weiterbildungs- und Umschulungsangeboten, die sich an den spezifischen Bedürfnissen der regionalen Wirtschaft und der potenziellen Teilnehmer orientieren. Die Schwerpunkte sind dabei die Gesundheitswirtschaft, erneuerbare Energien oder die Informationstechnologie.

Der Unternehmerverband schaut indes mit Sorge auf die Zahlen der Arbeitslosenquote. Pamela Buggenhagen, Geschäftsführerin des Unternehmerverbandes Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin e.V., findet, dass das Erhöhen der Attraktivität von Arbeitsplätzen nicht unendlich machbar ist. „Nicht die Arbeit und Arbeitsplätze müssen zwingend attraktiver werden, die Bereitschaft, für das eigene Auskommen selbst aufzukommen und auch Arbeit anzunehmen, die nicht auf dem ersten Platz der Wunschliste steht, ist zu gering. Politik und Verwaltung haben hier viele Jahre einen Weg eingeschlagen, den wir uns als Gesellschaft jedoch nun nicht mehr leisten können“, so Buggenhagen. Eine weitere Ursache für Schwerins schlechte Arbeitslosenquote ist die Anzahl der Menschen mit Migrationshintergrund in der Stadt. Hier gilt es, die Integrationsanstrengungen zu verstärken und das Tempo bei Berufsanerkennung und Aufenthaltstiteln von arbeitswilligen, gut ausgebildeten Ausländern zu erhöhen.

maxpress/Steffen Holz