Ich habe noch so viel vor

Eine Momentaufnahme im Juni

Eine Momentaufnahme im Juni: „Es gibt hier noch so viel zu erledigen“, sagt die taffe Dame am Franzosenweg auf ihrem Fahrrad. Fast jeder kennt sie. Ihre Fröhlichkeit mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht hat es in sich.
Marlies Bachmann in typischer Arbeitsbekleidung bei einer Baustellenbesichtigung, Foto: maxpress

Schwerin • Marlies Bachmann gehört zum Stadtbild. Unterwegs mit ihrem Fahrrad von der Baubesprechung zum Stadthaus, vom Teammeeting zur Projektübergabe. Ihre Begeisterung steckt an. Wer auf Marlies Bachmann trifft, läuft Gefahr, von ihr für kluge Projekte in Schwerin vereinnahmt zu werden. War eine Idee erstmal geboren, dann findet die Schwerinerin auch eine Lösung – ob in der baulichen Beantragung oder für notwendige Fördermittel.

Sie versteht es, Vorgesetzte und Stadtvertreter zu begeistern und mitzunehmen. Jeder Oberbürgermeister seit 1990 bekam es bislang damit zu tun – und dann mit dem Erfolg nach der Umsetzung. Noch vor der Wende kehrte Marlies Bachmann nach erfolgreichem Studium in ihre Stadt zurück. Sie verdingte sich beim Stadtgartenamt, welches 2006 zum Eigenbetrieb SDS - Stadtwirtschaftliche Dienstleistungen Schwerin ausgegliedert wurde. Dort agierte sie als Sachgebietsleiterin Investitionsmanagement für das Öffentliche Grün, kümmerte sich um Radwege wie die Wiederherstellung des Alten Dömitzer Landweges, die Sanierung und den Umbau des Freilichtmuseums Mueß.

Auch die Glocke in der sanierten Kapelle auf dem Alten Friedhof erklingt durch sie wieder an ihrem Platz. Die Bertha-Klingberg-Statue, ein beliebtes Fotomotiv auf dem gleichnamigen Platz am Burgsee, gehört dazu und die heiß diskutierte Brücke zwischen der Halbinsel Dwang und der Krösnitz sind wie die herrliche Promenade am Ziegelseehafen, die Sanierung der Freilichtbühne oder die Steinkante zur Befestigung des Pfaffenteiches auch ihre Erfolge. Es gibt so viele Orte in der Landeshauptstadt, die ihre Handschrift tragen. Ihr letztes Projekt war der neu errichtete Hafen auf Kaninchenwerder und die Aussicht auf die Sanierung der alten Gebäude auf der Insel. Dienst nach Vorschrift gibt es bei ihr nicht, aber die Vorschriften hält sie trotzdem irgendwie ein.

„Das klappt schon“, sagt sie unkompliziert. So ist ihre Einstellung. Kritiken hört sie sich genau an. Sie diskutiert gern und fand bislang fast immer Lösungen für alle Seiten. Nach besonders harten Arbeitstagen taucht sie gern in ihrem privaten Garten unter, gießt die Pflanzen, erntet, schneidet altes runter, damit neues wachsen kann oder eben altes wieder Platz hat. „Ich habe noch so viel vor“, sagt sie zur Eröffnung des Hafens von Kaninchenwerder. Doch ein paar Tage nach dem maritimen Glockenschlag auf der Insel machte Marlies Bachmann Schluss. Unerwartet für alle brach sie in ihrem geliebten Garten zusammen und verstarb später im Krankenhaus. Sie wird fehlen im Stadtbild. Sie fehlt jetzt schon bei der Umsetzung neuer Projekte. „Deine Spuren werden uns begleiten, wo immer wir sind in Schwerin“, sagt Gerlinde Haker und spricht dabei vielen Menschen aus dem Herzen.

maxpress/Holger Herrmann