Tigerin Angara verstorben

Todesursdache wird von Leibniz-Institut untersucht

Am Samstag, den 3. August, ist der fünfzehnjährige Sibirische Tiger „Angara“ an den Folgen eines Krampfanfalles verstorben.
Der fünfzehnjährige Sibirische Tiger „Angara“, Foto: Zoo Schwerin

Schwerin • Am Samstag, den 3. August, ist der fünfzehnjährige Sibirische Tiger „Angara“ an den Folgen eines Krampfanfalles verstorben. Die Ursachen der in den vergangenen Monaten gelegentlich aufgetreten neurologischen Auffälligkeiten sollen im Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin untersucht werden.

Alarmiert von Gästen, die meldeten, dass der weibliche Tiger Angara (15) in den Teich der Tigeranlage gefallen sei und ertrinke, begab sich das Zoo-Team rund um den Zootierarzt zum Gehege der Tigerin. Zu diesem Zeitpunkt war sie schon nicht mehr auf der Anlage zu entdecken. Da keiner der anwesenden Mitarbeitenden den Vorfall direkt beobachtet hat, war eine klare Aussage zum Standort des Tigers zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Nach dem Absperren der umgebenden Besucherwege begaben sich der leitende Tierpfleger, der Zootierarzt und Zoodirektor bewaffnet mit den Notfallwaffen zur Selbstsicherung auf die Anlage. Erst am Teich konnte der Körper auf dem Grund liegend gefunden und letztlich geborgen werden.

In Rücksprache mit den Pathologen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung wurde Angara umgehend nach Berlin gebracht, um dort die möglichen Ursachen untersuchen zu lassen. Die Tigerin ist in den vergangenen Monaten durch gelegentliche Krampfanfälle aufgefallen. Zur Überwachung der Häufigkeit war für die kommende Woche die Installation von Überwachungskameras an der kleineren Außenanlage geplant. Basierend auf diesen Ergebnissen sollten weitere Maßnahmen geprüft werden.

Bis zum Todestag war Angara mental voll anwesend, aktiv und dynamisch. Auch ging sie wie gewohnt sicher über den Baumstamm, der den Teich überbrückt, und auch regelmäßig baden, gerade während der heißen Tage der vergangenen Woche. Somit gab es im Vorfeld keinerlei Notwendigkeit, die Lebensqualität einzuschränken, beispielsweise durch das Ablassen des Teiches oder verdachtsweiser Medikamentengabe.

Mit ihren über fünfzehn Jahren war Angara bereits im oberen Abschnitt der üblichen Lebenserwartung für Tiger angekommen und in Hinsicht auf die auftretenden Krampfanfälle ein Versterben in absehbarer Zeit nicht unwahrscheinlich. Zoodirektor Dr. Tim Schikora: „Gleichwohl ist die Art und Weise, wie Angara verstarb, etwas, das uns alle im Team belastet. Insbesondere bei den Haupttierpflegerinnen der Tiger, die eine besonders enge und vertrauensvolle Beziehung zu ihren Schützlingen über Jahre aufgebaut haben, sitzt der Schmerz besonders tief. Ich möchte ausdrücklich meinem Team für das professionelle und schnelle Agieren trotz besonderer emotionaler Belastung in einer Ausnahmesituation danken! Das war herausragendes und gegenseitiges wertschätzendes Teamwork!“

Tiere im hohen Alter haben, gleich dem Menschen, sich ändernde Bedürfnisse. Daher finden im Zoo Schwerin bei solchen Tieren kontinuierliche Anpassungen in der Haltung und Pflege statt. Das kann eine Umstellung der Ernährung sein, geänderte Tagesabläufe oder auch beispielsweise eine Einschränkung der Gehegenutzung bedeuten. Natürlich begleitet von einer intensivierten medizinischen Beobachtung und gegeben falls Ausweitung und Verdichtung von medizinischen Untersuchungen und Behandlungen. Mit den aus der Videoüberwachung generierten Ergebnissen und basierend auf den bekannten Symptomen sollte das geriatrische Protokoll für die Tigerin etabliert werden.

Angara wurde 2009 im Zoo Leipzig geboren und kam im Jahr 2010 nach Schwerin. Sie war vielen Zoogästen durch ihr auffälliges Lahmen und Humpeln mit einer der Vorderpfoten bekannt. Diese chronische Verletzung war Folge einer Auseinandersetzung mit dem Tigerkater „Murray“ (11 Jahre) vor einigen Jahren. Kater und Katze tolerierten sich als Nachbarn, waren jedoch miteinander nicht verträglich und wurden daher separat gehalten. Eine Nachfolge für Angara ist nicht geplant, insbesondere da für den männlichen Kater keine Zuchtfreigabe vorliegt und eine Weitervermittlung möglicher Jungtiere nicht gewährleistet ist. Die notwendige Trennung der zwei Tiger war und wäre bei den derzeitigen Gegebenheiten nicht ideal. Murray werden künftig beide Außenanlage zur Verfügung gestellt und auch die gesicherten Bereiche für die nächtliche Unterbringung erweitert.

Mittelfristig ist das Zusammenlegen und vor allem Aufwerten der Tiger- und der benachbarten Bärenanlage geplant, umso den Bewohnern mehr Fläche und abwechslungsreiche Strukturen bieten zu können. In Abhängigkeit der weiteren Entwicklungen wird dies dann für Braunbären oder Sibirische Tiger geschehen, denn auch die beiden Braunbären sind bereits in einem hohen Alter. Der Zoo bittet diejenigen Gäste, die den Vorfall beobachtet haben, sich beim Zoo zu melden. Die genaue Beschreibung des Vorgangs könnte aufschlussreich für die Untersuchung der Ursachen sein.

Zoo Schwerin