hauspost-Editorial Juni: Anke Preuß und Anke Bruhn-Kokles
hauspost-Editorial Juni: Anke Preuß und Anke Bruhn-Kokles
Liebe Leserinnen und Leser,
in der vergangenen hauspost durften wir viel zum Thema Demokratie und Partizipation lesen – ein wichtiges Gut unserer Gesellschaft, wie wir meinen. Umso wichtiger ist es, Kinder und Jugendliche schon frühzeitig auf diesem Weg zu begleiten. In Gesetzen wurde festgeschrieben, dass Kinder Rechte haben; und in Kinderräten, Schülervertretungen sowie zu Hause bestimmen Kinder bei Themen mit, die sie betreffen.
Die Frage, die sich uns stellt, ist: Nehmen wir in unserer Stadt, im Land die Bedürfnisse und Themen unserer Kinder aber auch wirklich ernst? Trauen wir ihnen tatsächlich zu, selbstbestimmt und selbstwirksam Entscheidungen zu treffen? Bei den aktuellen Diskussionen zum ganztägigen Lernen – verbunden mit dem bundesrechtlichen Anspruch auf eine ganztägige Betreuung ab 2026 – könnte man meinen: Nein.
Derzeit geht es nur darum, wie der Alltag eines Grundschulkindes in der Zukunft aussehen kann. Hausaufgaben sollen durch die Horterzieher mit den Kindern erledigt werden, zwischendurch kommt ein Angebot durch Vereine gelegen. Fällt ein Verein oder Lehrer aus, dann kann auch da der Hort die Kinder bilden. Aber sind stetige Bildungsangebote von morgens 7.30 bis 17 Uhr die Lösung? Es scheint, als sei die Beteiligung von Kindern und Eltern nicht nötig. Doch schließen Sie einmal kurz die Augen und schauen Sie selbst auf ihre Kindheit zurück. Auch Sie waren am Nachmittag im Hort, bei Oma und Opa, bei Ihrem Lieblingssportverein oder mit Ihren Freunden einfach nur draußen unterwegs. Aber was war das Besondere? Sie hatten Zeit und Raum, um für sich selbst zu entscheiden, mit wem Sie zusammen sein, was Sie spielen wollten und welche Themen für Sie spannend waren. Dabei haben Sie Wertvolles für Ihr Leben mitgenommen. Sie haben Freunde gewonnen und verloren, Sie haben sich selbstbestimmt mit anderen Menschen und Themen auseinandergesetzt, mussten Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und haben dabei unentwegt gelernt. Sicherlich wenden Sie vieles davon automatisch noch heute an!
Schule und eine gute Bildung sollen keinesfalls infrage gestellt werden. Aber die Freiheit zu haben, über Zeit, Raum, Themen und Menschen selbst zu entscheiden, ist ebenso ein Lernprozess und für ein Kind mindestens genauso wichtig, um dem Leben resilient und stark begegnen zu können.
Herzliche Grüße, Ihre
Anke Preuß
Kita gGmbH, Geschäftsführerin
Anke Bruhn-Kokles
Kita gGmbH, Pädagogische Leiterin