Was tun, wenn es hilflos am Boden piept?

Nicht jedes junge Vögelchen ist hilflos

Eine junge Amsel sitzt auf dem Boden. Ihr Gefieder ist noch völlig zerzaust. Sie ruft kläglich nach ihren Eltern, die scheinbar nicht in der Nähe sind. Der Anblick ist herzzerreißend und löst bei vielen Menschen unweigerlich den Helferinstinkt aus.
Ein junger Haussperling, Foto: Hartmut Mletzko/NABU

Schwerin • Eine junge Amsel sitzt auf dem Boden. Ihr Gefieder ist noch völlig zerzaust. Sie ruft kläglich nach ihren Eltern, die scheinbar nicht in der Nähe sind. Der Anblick ist herzzerreißend und löst bei vielen Menschen unweigerlich den Helferinstinkt aus. Anstatt sofort zu handeln und den gefiederten kleinen Piepmatz aufzunehmen, ist jedoch Beobachten der erste richtige Schritt.

In den meisten Fällen handelt es sich bei den rufenden Jungvögeln um sogenannte Ästlinge. Im Gegensatz zu Nestlingen halten sie sich außerhalb des Nests auf, sind bereits gefiedert und haben ihre Augen geöffnet. Je nach Art werden sie jedoch für rund 14 Tage weiterhin von ihren Altvögeln mit Insekten gefüttert. Bei Zweifeln, ob die Vogeleltern den Nachwuchs noch umsorgen, sollte das Geschehen zunächst aus weiter Entfernung für etwa eine Stunde beobachtet werden, bevor eingegriffen wird. Erst wenn sich die Eltern wirklich so lange nicht in der Nähe des Jungvogels zeigen, kann der Kleine aufgenommen und versorgt werden. Auch wenn Vögel ihre Jungen trotz menschlicher Berührung wieder annehmen, rät der NABU dazu, beim Anfassen Handschuhe zu tragen.

So erkennen Sie, dass ein Jungvogel wirklich Hilfe braucht:
Es handelt sich um einen Nestling: Nestlinge sind daran zu erkennen, dass ihre Augen noch geschlossen sind und das Gefieder noch nicht ausgebildet ist. Diese Jungvögel werden rund um die Uhr von ihren Eltern gewärmt und gefüttert. Findet man einen Nestling, sucht man das Nest und setzt den Winzling wieder dahin zurück.

Der Vogel sitzt an einer Gefahrenstelle: Egal ob Nestling oder nicht, sitzt ein Jungvogel auf oder an einer Straße oder ungeschützt in direkter Nähe zu einem Beutegreifer, nimmt man ihn zügig auf und setzt ihn in eine schützende Hecke oder, im Fall eines Nestlings, in sein Nest zurück.

Der Jungvogel ist offensichtlich verletzt: In diesem Fall ist professionelle Hilfe nötig. Ein Tierarzt, eine Tierärztin oder eine Vogelauffangstation sind für solche Fälle die beste Adresse. Der NABU betreibt in Mecklenburg-Vorpommern allerdings keine Auffangstation für Wildtiere.

Der NABU bittet, zu beachten: Jungvögel sind Wildtiere, sie dürfen nur in einem echten Notfall aus der Natur entnommen werden. Ansonsten ist dies ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Als Haustiere sind sie keinesfalls geeignet und die Chance für eine erfolgreiche Aufzucht in menschlicher Obhut ist sehr gering. Wer Hauskatzen besitzt und trotzdem Vogelkinder in seinem Garten haben will, sollte seinen Stubentiger für ein paar Tage zumindest morgens und abends im Haus halten.

Umfangreiche Informationen zum Thema finden sich unter www.nabu-mv.de.

NABU-MV/Manuela Heberer