Ohne die sozialen Berufe stünde Schwerin still

Wie wichtig sind die sozialen Berufe für das Funktionieren der Gesellschaft?

Soziale Berufe beim Netzwerk für Menschen
Foto: Netzwerk für Menschen

Schwerin • Der Vorstandsvorsitzende Frank-Holger Blümel (Foto, r.) und Vorständin Franziska Hain (l.) sind im Gespräch mit der hauspost. Wie wichtig sind soziale Berufe für das Funktionieren der Gesellschaft? Welche Werte prägen die Arbeit und wie sieht es für die Zukunft aus?

Seit 2004 arbeiten das Augustenstift zu Schwerin, die SOZIUS gGmbH, die ASG mbH und die SWD GmbH als Netzwerk für Menschen (NfM) zusammen. 850 Mitarbeitende sind in unterschiedlichen Pflegeeinrichtungen und Wohngruppen für Kinder- und Jugendliche in Schwerin tätig.

hauspost: Herr Blümel, warum sind denn soziale Berufe für unsere Gesellschaft so wichtig?
Frank-Holger Blümel: Vorab erstmal: Soziale Berufe sind Berufe, in denen Menschen für andere Menschen da sind – und das gleich auf zwei Wegen. Alle unsere Mitarbeitenden kümmern sich um die Bewohner unserer Pflegeeinrichtungen oder Kinder und Jugendlichen in unseren Wohngruppen und schenken ihnen ein liebevolles Zuhause. Gleichzeitig ermöglichen sie durch ihre Arbeit den Angehörigen von Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf, ihrem eigenen beruflichen Alltag nachzugehen. Ohne die sozialen Berufe stünde Schwerin still – denn wer sollte den Müll abholen, die Straßenbahn fahren, die Post austragen oder Lebensmittel verkaufen, wenn alle Familien ihre Angehörigen zu Hause versorgen müssten?

hauspost: Vor Kurzem fanden hier in Schwerin die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Welche Bedeutung hatten diese für das NfM?
Franziska Hain: Ja, und wir waren aktiv mit dabei. Denn ohne internationale Zuwanderung hätten wir schon heute Einrichtungen schließen müssen. Die Realität sieht nämlich so aus, dass unsere internationalen Kolleginnen und Kollegen die Jobs hier in Schwerin sichern und nicht, wie immer noch kolportiert wird, diese verdrängen. Deshalb sind wir schon seit vielen Jahren aktiv, auch für internationale Kolleginnen und Kollegen ein interessanter Arbeitgeber zu sein. Dafür brauchen wir aber auch die Unterstützung aller Schwerinerinnen und Schweriner.

hauspost: Ist es um die Pflege tatsächlich so schlecht bestellt?
Frank-Holger Blümel: Ich würde gar nicht sagen, dass es um die Pflege schlecht bestellt ist. In den vergangenen 20 Jahren haben wir uns im Netzwerk immer weiterentwickelt. Wir haben neue Konzepte auf die Beine gestellt, neue Einrichtungen gegründet und sind eben auch neue Wege gegangen, wie wir Mitarbeitende für uns gewinnen können. Und diese Kreativität und Weiterentwicklung werden das Netzwerk auch in den kommenden 20 Jahren ausmachen.

hauspost: Am 12. Mai wird jedes Jahr der „Tag der Pflegenden“ begangen. Wird dieser Tag auch bei Ihnen gefeiert?
Franziska Hain: Ja, der „Tag der Pflegenden“ steht jedes Jahr ganz groß in unseren Kalendern. Dabei ist es uns wichtig, an diesem Tag alle Mitarbeitenden zu würdigen, die für unsere Bewohner, Gäste und Patienten da sind. Denn was wäre die Pflege ohne die Hauswirtschaft, die Unterhaltsreinigung, die Köchinnen und Köche, die Hausmeister, die Fahrer, die Mitarbeitenden in der Verwaltung und viele andere mehr. Außerdem haben wir vor vielen Jahren den 11. Mai zum „Tag der Erzieher und Sozialpädagogen“ gekürt, denn auch diese Kolleginnen und Kollegen haben eine Anerkennung verdient. Aber genauso wichtig wie Danke zu sagen ist es, die Gesellschaft immer wieder lautstark an die Wichtigkeit der sozialen Berufe zu erinnern. Die Gesellschaft sollte sich wieder daran erinnern, dass die sozialen Berufe in der Pandemie erstmals als systemrelevant anerkannt wurden und was wir alle ohne sie wären. Schwerin stünde still.

hauspost: Vielen Dank für das Interview.


maxpress/Steffen Holz