hauspost fragt nach: Februar 2024
Frage an die Fraktionsvorsitzenden
Gert Rudolf, Vorsitzender Fraktion CDU/FDP
Der Fachkräftemangel führt bei vielen Unternehmen zu existenziellen Fragen. Die Stadt alleine wird das Problem nicht lösen. Die Kammern, Wirtschaftsverbände, die Schulen, aber auch das Land müssen einbezogen werden. Wir brauchen eine bessere Verzahnung von Wirtschaft und Schule, zum Beispiel durch Praxistage oder bezahlte Schülerpraktika. Die duale Ausbildung muss gestärkt werden. Nicht jeder Jugendliche muss studieren, wir brauchen die Handwerker und Pflegekräfte. Hier kann Schwerin durch gut ausgestattete Berufsschulen und mehr attraktive Wohnangebote die jungen Fachkräfte gewinnen.
Gerd Böttger, Vorsitzender Fraktion DIE LINKE
Junge Menschen sollten schon während der Schulzeit die Möglichkeit erhalten, in den Betrieben der Stadt einen „Schnupperkurs“ zu besuchen. Ein Tag in der Produktion wäre eine gute Variante. Gleichzeitig könnten Unternehmen sich in den Schulen vorstellen. Berufsmessen der IHK oder der Handwerkskammer sind eine gute Möglichkeit für die Berufsorientierung. Dort können sich Schüler über Ausbildungsberufe informieren und eine Entscheidung für die Zukunft treffen. Auch Gymnasiasten sollten sich mehr als bisher für eine Berufsausbildung entscheiden.
Mandy Pfeifer, Vorsitzende Fraktion SPD
Die Berufsorientierung ist Bestandteil der schulischen Ausbildung, bei der Schüler unter anderem Praktika leisten. Als Stadt können wir dies unterstützen, einerseits indem die Verwaltung und kommunale Gesellschaften selbst Praktikumsplätze anbieten, andererseits auch durch die Gewinnung von Schweriner Unternehmen für diese Aufgabe. Auch bei Jobmessen ergeben sich Kooperationsmöglichkeiten, etwa mit der Bundesagentur für Arbeit. Die Landeshauptstadt ist auf Messen regelmäßig als Ausstellerin vertreten und stellt die vielfältigen Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten vor.
Manfred Strauß, Vorsitzender Fraktion Unabhängige Bürger
In Schwerin finden bereits gute Berufsorientierungsangebote statt, wie der Tag der offenen Werkstatt in der Handwerkskammer, Beratungsangebote der IHK oder auch die Girls‘ und Boys‘ Days. Im Rahmen der verschiedenen Veranstaltungen wird den Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, sich aktiv mit ihren Fähigkeiten, Stärken und Interessen auseinanderzusetzen. Ziel muss es sein, noch mehr Bildungspartnerschaften zwischen Verwaltung, Unternehmen und Schulen zu vermitteln. Bereits ab der fünften Klasse wären Berufsbildungsangebote wünschenswert. Hier ist jedoch die Landespolitik gefragt.
Petra Federau, Vorsitzende Fraktion AfD
Bei der Berufsorientierung kommt der praktische Aspekt viel zu kurz. Ja, es gibt die Berufspraktika, aber hier können die Jugendlichen nur in ein oder zwei Berufe hineinschnuppern. Was fehlt, ist ein praktisches Angebot an den Schulen selbst, um einen Einblick in die Berufsvielfalt direkt in die Schulen zu bringen: Mit Schauvorführungen, die zum Beispiel Handwerkstätigkeiten mit Mitmach-Aktionen verbinden oder durch Kurse in den Ferienzeiten. Dieses Angebot sollte möglichst auch schon an Grundschulkinder und Schüler der Mittelstufe gerichtet werden, um deren Interesse frühzeitig zu wecken.
Regina Dorfmann, Vorsitzende Fraktion B90/DIE GRÜNEN
Für die Ausbildung sind die Betriebe zuständig. Als Kommune sollten wir alles in unserer Macht Stehende tun, um deren Rahmenbedingungen zu optimieren. Wir bieten zum Beispiel gute Berufsschulen. Bündnisse und Netzwerke, die die Berufsorientierung der jungen Menschen unterstützen, sollten von uns gefördert werden. Wenn wir auch den jungen Zugewanderten gute berufliche Perspektiven aufzeigen, sollte es uns langfristig gelingen, den Fachkräftemangel einzudämmen. Dabei spielen auch Schul- und Jugendsozialarbeit eine wichtige Rolle, für die meine Fraktion sich beharrlich einsetzt.