Von Schwerin ins Deutschland-Team
Ihr sportliches Ziel sind die Olympischen Spiele – ihr berufliches ist die Jagd nach Verbrechern.
Schwerin • „Von der Laufhalle im Lambrechtsgrund bis zur Agentur auf der Krösnitz, wo wir uns zum Interview treffen, sind es drei Kilometer“, sagt Johanna Ewert. Sie teilt Schwerin nicht in Stadtteile, sondern in Laufstrecken und Lauflängen ein. Die drei-Kilometer- Runden sind hier ihre Liebsten. Eine davon führt um den kleinen Ostorfer See und über die Fahrradbrücke am Dwang. Vor ihrer noch jungen Leichtathletik-Karriere steckten ihre schnellen Füße in Fußballschuhen und liefen beim FSV 02 Schwerin bei der Jagd nach Toren über den Platz. 2018 machte Johanna die Bekanntschaft mit Stabhochspringerin Martina Strutz und ihrem Trainer Thomas Schuldt. Die Vizeweltmeisterin entdeckte das Leichtathletik-Talent in Johanna und weckte in ihr die Begeisterung für den Mehrkampf.
Mit den Leistungen in dieser Disziplin absolvierte Johanna erfolgreich das Aufnahmetraining für das Schweriner Sportgymnasium, wo sie seit 2019 lernt, trainiert und feststellte: „Der 800-Meter-Lauf ist mir zu kurz“. Sie fand die 3.000-Meter-Strecke spannender und trainierte, um ihre Zeit auf der Distanz zu verbessern. Mit 15 Jahren lief sie die drei Kilometer in 11.00 Minuten, verbesserte sich auf 10.46 Minuten und qualifizierte sich damit zum Landeskader. Das war im Jahr 2021. Ein Jahr später schaffte Johanna den Durchbruch: „2022 war meine erste durchgängige Leichtathletik-Saison nach Corona, wo ich meine 3000-Meter-Zeit auf 10.05 Minuten verbessern konnte und mich damit für die Nationalmannschaft qualifiziert habe“, erzählt die 17-Jährige stolz. Und es läuft weiter gut für Johanna. Sie trainiert beim Schweriner SC und in einer Laufgruppe in Hannover. Hier wird sie von Bundestrainerin Julia Grommisch gecoacht und verbesserte die Zeit auf ihrer Lieblingsstrecke auf unter zehn Minuten. Mit dieser Leistung durfte sie bei den Jugendolympischen Spielen in Slowenien für Deutschland starten. Im Wettkampf verfehlte sie zwar knapp ihre Bestzeit über 3.000 Meter, konnte jedoch als elftbeste Läuferin Europas in ihrer Altersklasse zurückkehren..
Das nächste Traumziel ihrer Läuferkarriere im Blick – die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles – trainiert Johanna jeden Tag, bei jedem Wetter und absolviert dabei jede Woche ungefähr 80 Laufkilometer. Vier Paar Laufschuhe gehen dabei im Jahr drauf. „Ich genieße beim Laufen die täglichen Veränderungen der Natur, das Licht, das Wetter. Und ganz ehrlich: Wer kann schon von sich sagen: Ich laufe jeden Tag an einem wunderschönen Schloss vorbei. Auch die Wege um die Schweriner Seen sind super ausgebaut – sagen auch meine Trainingskameraden aus Hannover neidvoll.“ Vom Laufen leben zu können, wird für Johanna trotz Spitzenleistungen nicht möglich sein. Deshalb träumt sie davon, Kriminalistin zu werden und Verbrecher zu jagen. Die Ausdauer dafür hat sie sicher.
maxpress/sho