Erneuter Löwennachwuchs im Schweriner Zoo
Jungtiere sind bis jetzt wohlauf
Zippendorf • Am Abend des 14. November brachte die Asiatische Löwin „Indi“ zwei Welpen im Zoo Schwerin zur Welt. Mutter wie auch Jungtiere sind wohl auf und befinden sich in der Wurfhöhle außerhalb des für Besucher einsehbaren Bereichs. Dass Löwin „Indi“ tragend ist, zeichnete sich bereits vor einigen Wochen ab.
Etwa eine Woche vor der tatsächlichen Niederkunft fing sie eigenständig an, sich in den internen Bereich zurückzuziehen. Um ihr Ruhe vor den neugierigen fünf Familienmitgliedern zu ermöglichen, wurde „Indi“ von dem Rudel getrennt und der Bereich als Wurfhöhle eingerichtet. Dort und pünktlich zum errechneten Termin erblickten vorgestern Abend zwei Jungtiere das Licht der Welt. Für die 11 Jahre alte „Indi“ ist es der zweite Nachwuchs. Ihr erster Wurf im Mai dieses Jahres überlebte die erste Nacht nicht. Mit der Versorgung der in einem Abstand von etwa 30 Minuten geborenen Jungtiere begann sie diesmal sofort instinktiv, routiniert und mit viel Ruhe. Die ersten Stunden wie auch die erste Nacht sind besonders kritisch und ein Verlust der Jungtiere durchaus möglich. Mittlerweile ist die Situation jedoch stabil, die Tiere trinken gut bei der Mutter und sind in ihrem exklusiven Areal entsprechend ihres Alters aktiv.
Zugang zur Wurfhöhle und den angrenzenden Boxen haben ausschließlich „Indi“ (11 Jahre) und die noch blinden Welpen. Zum Rest des Rudels besteht jederzeit durch einen Sichtschieber Kontakt. Die achtköpfige Großfamilie besteht nun neben „Indi“ und den beiden Neugeborenen aus Zwillingsschwester „Heidi“ (11 Jahre), deren Jungtieren „Ravi“ und „Kirana“ (beide 4 Monate), der älteren Schwester „Rubi“ (14 Jahre) und dem Löwenkater „Shapur“ (7 Jahre), Vater aller vier Jungtiere. Bis die Welpen selbst für die Gäste des Zoos zu sehen sein werden, wird es noch eine Weile dauern. „Mit dem Ablauf bei der vergangenen Geburt haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht und hierauf bauen wir auf. Das heißt, zunächst haben ausschließlich die unmittelbar zuständigen Tierpflegerinnen und Tierpfleger Zugang zum Rückzugsbereich der jungen Familie. Den übrigen Mitarbeitenden und den Zoogästen bleibt vorerst nur ein Blick auf die Bilder der Überwachungskamera.“ so Zoobiologin Sabrina Höft. „Aus heutiger Sicht werden nach etwa 8 Wochen die ersten Untersuchungen und Behandlungen durchgeführt, wie beispielsweise die Geschlechtsbestimmung und Impfungen. Danach lernen die kleinen Löwen mit ihrer Mutter den Wintergarten kennen. Je nach individuellem Verhalten der Tiere können Zoobesucher dann vielleicht schon den Nachwuchs sehen“, ergänzt Zootierarzt Dr. René Eling. „Danach kommt die etappenweise Zusammenführung mit dem übrigen Rudel und der Zugang auf die Außenanlage im Frühjahr des kommenden Jahres“, führt Sabrina Höft fort.
Das Rote Liste Zentrum bleibt für die Gäste geöffnet, wo der Besuch des Löwenrudels möglich ist, sollte es sich nicht gerade im Außenbereich befinden. Löwin „Indi“ und der jüngste Nachwuchs befinden sich im internen Bereich, sodass sie sich nicht gestört fühlen. Einen Einblick in die Wochenstube ermöglicht der Bildschirm im Rote Liste Zentrum.
Asiatische Löwen werden von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „stark gefährdet“ eingestuft, also in einer der höchsten Bedrohungskategorien. Es ist davon auszugehen, dass wildlebend nur noch etwa 350 Tiere im indischen Gir-Nationalpark vorkommen, auf einer Fläche, die in etwa der zweifachen Größe Rügens entspricht. Ursprünglich war die Art bis in den Mittelmeerraum verbreitet. Die Löwen des Zoos Schwerin gehören zu dem Erhaltungszuchtprogramm EEP des Europäischen Zoo- und Aquarienverbandes EAZA. Dem Programm, das alle Individuen außerhalb Asiens koordiniert, werden 128 Tiere zugeordnet. Die Anzahl an Geburten war in den vergangenen Jahren relativ gering, sodass der wiederholte Zuchterfolg nicht nur erfreulich für den Zoo Schwerin ist, sondern vielmehr eine äußerst wichtige Ergänzung für die Gesamtpopulation darstellt. Mit acht Tieren hält Schwerin derzeit das viertgrößte Rudel Asiatischer Löwen der Welt, nach Zoos in Indien, Singapur und in Dänemark.
Das EEP dient als Reservepopulation für den Wildbestand Indiens. Zwar ist die Art im Nationalpark weitestgehend geschützt, dennoch besteht ein erhöhtes Risiko, dass beispielsweise eingeschleppte Krankheiten zu einem schnellen und schadhaften Zusammenbruch der sehr kleinen Population führen.In der Unterstützung solcher Tierarten sieht der Zoo Schwerin seine Aufgabe und nutzt seine Ressourcen daher für den Erhalt von gefährdeten Arten und der Zusammenarbeit mit Partnern im globalen Artenschutz.
Zoo Schwerin/Kevin Sternitzke