Panda-Jungtier im Schweriner Zoo plötzlich verstorben
Himalaya-Katzenbär wird auf der Roten Liste der IUCN als stark gefährdet eingestuft
Zippendorf • Ein großer Verlust für den Zoologischen Garten Schwerin: Am 4. September verstarb das letzte verbliebene Jungtier der Westlichen Roten Pandas (Ailurus fulgens fulgens). Der Himalaya-Katzenbär wird auf der Roten Liste der IUCN als stark gefährdet eingestuft.
Im Juni 2023 brachte das harmonische Zusammenleben der beiden Roten Pandas „Leo“ und „Nila“ Nachwuchs hervor und zwei Jungtiere wurden am 9. Juni geboren. Eines der Jungtiere war von Beginn an deutlich kleiner als das Geschwistertier. Wenn gleich es auch etwas an Gewicht zugenommen hatte, musste nach wenigen Wochen der Tod des Tieres festgestellt werden. Das zweite Jungtier, welches eine kräftigere Konstitution und eine größere Erscheinung aufwies, verblieb ohne Auffälligkeiten und legte kontinuierlich an Gewicht und Entwicklungsschritten zu. Daher war der traurige Fund des toten Tieres im Rahmen der allmorgendlichen Kontrolle umso überraschender.
Zur Klärung der Todesursache wurde das Tier an das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) in Rostock übergeben. Bei der pathologischen Untersuchung wurde eine hämorrhagische Enteritis (blutige Darmentzündung), eine erosiv-ulzerative Gastritis (Magenentzündung) sowie eine geringgradige Pneumonie (Lungenentzündung) festgestellt. Ursächlich besteht der Verdacht auf eine Clostridiose. Dabei handelt es sich um eine durch Bakterien der Gattung Clostridium verursachte Erkrankung. Clostridien sind grampositive Bakterien, die sich ohne Sauerstoff vermehren und Dauerformen, sogenannte Sporen, bilden. Diese zum Teil außerordentlich hitzeresistenten Sporen ermöglichen den Clostridien das Überstehen ungünstiger Umweltbedingungen und somit ein längeres Überleben in der Umwelt. Sie sind an Zersetzungsprozessen fast aller organischer Substanzen beteiligt und kommen weitverbreitet in der Natur, vor allem im Erdboden sowie im Verdauungstrakt von Mensch und Tier vor. Es gibt verschiedene Clostridium-Arten und einige dieser Erreger besitzen als Krankheiterreger eine Bedeutung. Die herausragende Eigenschaft aller pathogenen Arten ist die Bildung von Toxinen, die für die krankmachenden Eigenschaften dieser Bakterien hauptsächlich verantwortlich sind. Eine solche Infektion ist nicht unüblich, wirkt sich aber gerade bei Jungtieren aufgrund ihres noch geringen Körpergewichtes und nur schwach ausgeprägtem Immunsystem sehr schnell tödlich aus.
Westliche Rote Pandas werden in Europa in ca. 190 Zoologischen Einrichtungen gehalten, davon in 30 deutschen Einrichtungen. Das im Oktober 2022 neu entstandene Zuchtpaar, bestehend aus Kater „Leo“ und Weibchen „Nila“, trägt hierbei zu einem wichtigen Bestandteil zum Erhalt einer genetisch vielfältigen Population in menschlicher Obhut dar. Die Art leidet in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet hauptsächlich unter Lebensraumverlust, gebietsweise auch unter Wilderei. In den letzten 50 Jahren hat sich der Wildbestand um die Hälfte reduziert und erfordert menschliches Handeln. Um den Roten Panda zu schützen wird gemäß des One-Plan-Approachs gearbeitet. Beim One-Plan-Approach handelt es sich um eine Artenschutzplanung, die alle Populationen einer Art innerhalb und außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes und unter allen Managementbedingungen berücksichtigt. Bei diesem Artenschutzansatz arbeiten öffentliche Stellen wie Regierung, Länder und Gemeinden, Nicht-Regierungsorganisationen wie u.a. IUCN, WWF, Wildtier-Manager, Experten aus Zoos und Aquarien und andere Interessensgruppen wie Landbesitzer, die lokale Bevölkerung etc. an einem gemeinsamen Ziel. Das Resultat der gemeinsamen Arbeit ist eine weitreichende Artenschutzstrategie, die ihre Schwerpunkte im Schutz des Lebensraums, der Ausbildung und Einbindung der lokalen Bevölkerung, in der Forschung vor Ort und im Sammeln der hierfür erforderlichen finanziellen Mittel über Zoologische Einrichtungen sieht.
Zoologischer Garten Schwerin gGmbH