Meinungsfreiheit am Tresen?

Wo bestimmt Gäste nicht erwünscht sind

Die Älteren erinnern sich noch an den Schlager von Peter Alexander: „Die kleine Kneipe in unserer Straße. Da wo das Leben noch lebenswert ist. Da fragt dich keiner, was du hast oder bist.“
Klare Botschaften laden bestimmte Gäste aus, Foto: maxpress

Altstadt • Die Älteren erinnern sich noch an den Schlager von Peter Alexander: „Die kleine Kneipe in unserer Straße. Da wo das Leben noch lebenswert ist. Da fragt dich keiner, was du hast oder bist.“ Heute sind Kneipen hier ebenfalls lebens- und liebenswerte Orte der Gastronomie, der Begegnung und des Austausches. Hier wird die große Weltpolitik nach zwei kleinen Bier ad acta gelegt und nach zwei Kurzen gelegentlich lange über die Schweriner Gastrokultur geredet.

Gesprächsthema der zurückliegenden Wochen war an den Tresen zwischen Pfaffenteich und Obotritenring sicher auch der sogenannte Kneipenstreit zwischen Gastwirt Heiko Steinmüller, fraktionsloser Stadtvertreter, und dem Fraktionschef der Unabhängigen Bürger, Manfred Strauß. Die Geschichte in Kurzform: Der Gastwirt bekommt von der Stadt ein Verbot für Live-Musikveranstaltungen, da diese durch die Baugenehmigung für das genutzte Lokal nicht erlaubt sein sollen.

Er selbst sieht das anders und unterstellt UB-Fraktionschef Manfred Strauß, dass dieser dem Gastrobetrieb verbal den Niedergang gewünscht und das wohl auch öffentlich behauptet habe. Seit dem Streit steht auf der Facebookseite von Heiko Steinmüller: „Sollte irgendjemand unserer Gäste der Meinung sein, die Unabhängigen zu wählen oder gar Mitglied zu sein, so ist es natürlich sein persönliches Recht und sei ihm/ihr völlig unbenommen, aber unseren Laden betreten bitte nicht.“ Ist das demokratisch und einem Stadtvertreter würdig?

Rein rechtlich hat jeder Wirt die Möglichkeit, das Hausrecht auszuüben. Er kann entscheiden, wer bei ihm Bier trinken und essen darf. Allerdings muss er triftige Gründe dafür haben, jemanden davon auszuschließen. Die Zugehörigkeit oder Sympathie zu einer bestimmten Partei oder Wählergemeinschaft sollte in einer offenen Gesellschaft kein Grund dafür sein. Ein Schild, dass auf den Ausschluss von UB-Wählern in Steinis Laden hinweist, gibt es jedenfalls nicht.

An einer Sportsbar in der Wittenburger Straße ist die Ansage hingegen klar an der Eingangstür erkennbar: „Grüne? Nein Danke“. Wer da wohl mit wem Stress gehabt hat? Was kommt wohl als Nächstes? Keine Singles im Familiencafé, keine Jugendlichen im Seniorentreff oder keine Paddler im Seglerheim? Hoffentlich nichts dergleichen und Peter Alexanders Kneipensong behält Recht: „Da fragt dich keiner, was du hast oder bist.“

maxpress/Steffen Holz