Immer beide Seiten hören

Journalist Bert Schüttpelz geht nach 30 Jahren bei der SVZ in den Ruhestand

Ich bin in keiner Partei und in keinem Verein“, sagt Bert Schüttpelz (Foto). „Als Journalist wollte ich mich immer neutral verhalten und nicht angreifbar sein.“
Bert Schüttpelz an einem seiner Lieblingsorte, dem Alten Markt in Schwerin, Foto: maxpress

Schwerin • „Ich bin in keiner Partei und in keinem Verein“, sagt Bert Schüttpelz. „Als Journalist wollte ich mich immer neutral verhalten und nicht angreifbar sein.“ Das ist alte Schule und gehört zu den Prinzipien des Mannes, der sich über die Jahre einen Stand in der Stadt erarbeitet hat, den heutige Jungredakteure bestaunen.

Allein während des Gesprächs mit der hauspost in einem Café am Markt gehen im Zehn-Minuten-Takt Menschen vorbei, die Bert Schüttpelz grüßen. „Das ist einerseits angenehm, andererseits aber auch ein Grund, von der Stadt aufs Land in der Nähe von Sternberg gezogen zu sein“, erzählt er. Nach dem Studium der Politikwissenschaften wechselte er zur Schweriner Volkszeitung und ging ins Ressort Außenpolitik. „Das waren zwei Seiten täglich, die ich damals zu füllen hatte. So viel Platz gibt es heute dafür nicht mehr.“

1992 wechselte Bert Schüttpelz in die Lokalredaktion der SVZ in die Mecklenburgstraße und erinnert sich an einen Besuch vom damaligen Focus-Chef Helmut Markwort. Der außergewöhnliche Typ mit den schulterlangen Haaren lehnte sich beim Gespräch gegen einen der Redaktionsschränke, der dabei krachend zusammenbrach. Markworts Kommentar: „Oh, hier scheint ja Investitionsbedarf zu sein.“

Erlebnisse dieser Art kann Bert Schüttpelz aus über 30 Jahren Zeitungsarbeit einige erzählen. Sein beruflicher Weg führte ihn in den 1990er-Jahren in die Sternberger Lokalredaktion, wo die Leute auch Jahre später, nachdem er bereits wieder in Schwerin tätig war, immer wieder nach ihm fragten. Nach einem Zwischenstopp in Lübz und Arbeit als Politik-Nachrichtenredakteur im Schweriner Haupthaus zog es Bert Schüttpelz wieder in die Lokalredaktion der Landeshauptstadt, wo er in den Jahren vor dem Ruhestand Leiter für Schwerin und das Umland wurde. Seine Netzwerke, die er über die Jahre geknüpft hatte, und die saubere journalistische Arbeit kamen ihm hier zugute.

„Mir ging es bei den Storys meiner Artikel immer darum, beide Seiten der an der Geschichte Beteiligten zu hören und darzustellen. Die Jagd nach der reißerischen Schlagzeile war mir dabei nie das Wichtigste. Sauber recherchierte Fakten gegenüberzustellen und die eigene Meinung draußen lassen, war immer mein Prinzip und Teil des Journalistenhandwerks“, sagt Schüttpelz. Das ist wohl auch der Grund, dass er nie eine Gegendarstellung für seine Artikel schreiben musste. Partei ergriffen hat der Journalist jedoch bei Dingen, die er für das Gemeinwohl unverzichtbar hält, wie der Erhalt des Mecklenburgischen Staatstheaters. Begeistert berichtet er von einer Demonstration im Jahre 2012, als weit über 3.000 Menschen auf dem Markt für den Erhalt der Spielstätte demonstrierten und er den Prozess der Umstrukturierung begleiten durfte.

Schüttpelz mag das Theater, die Kulturszene der Stadt und das Projekt „Worttagebau“. Er schaut gern hinter die Kulissen und pflegt persönliche Kontakte. Er hat Nena interviewt, Andrea Bergs Lieblingskette, die sie in einem Schweriner Hotel vergessen hatte, wieder beschafft oder für ein Pressefoto mit Udo Lindenberg Eierlikör besorgt. Er unterstützt die Bürgerstiftung der Theaterfreunde Schwerin e. V., war Gast bei allen großen Vorstellungen der Schlossfestspiele und erinnert sich noch gut an die Diskussion über den umstrittenen Auftritt eines Platschower Elefanten in der AIDA-Inszenierung.

Ein dickes Fell hat Bert Schüttpelz, wenn es um Gegenwind für seine Artikel geht. „Das muss man aushalten können, auch wenn Zettel mit Beleidigungen im Briefkasten meines Hauses gesteckt haben. Ich stehe immer noch im Telefonbuch und scheue keine Diskussion“, sagt er.

maxpress/Steffen Holz