Raum und Zeit sind komplett weg

Domenico Brünoth schaltet seinen Kopf ab auf dem E-Foil in Schweriner Seen

Schwebt scheinbar über den Schweriner Gewässern – Domenico Brünoth, Foto: maxpress
Schwebt scheinbar über den Schweriner Gewässern – Domenico Brünoth, Foto: maxpress

Werdervorstadt • Wenn sich Domenico Brünoth langsam mit seinem E-Foil aus dem Wasser erhebt und scheinbar über den Heidensee schwebt, schaltet sein Kopf ab. Der gelernte Koch, der schon als junger Mann zum Polizisten umschulte, hat als Trainer für diese Trendsportart sein Hobby zum Nebenjob gemacht: „Wir wollen einfach jedem diese Freiheit auf dem Board zeigen.“

„Wir“ – das sind der 53-Jährige und seine Freundin Alic Teweleit. Als der gebürtige Schweriner Ostern 2021 seine Mutter besuchte, paddelten beide mit dem SUP auf dem Ziegelinnensee. „Auf einmal schoss mir jemand schwebend über dem Wasser entgegen“, erinnert sich Domenico Brünoth. Als begeisterter Schwimmer, Läufer und Radfahrer, der bereits einige Triathlons meisterte, hatte er schon vieles gesehen, doch das war ihm neu. „Aus Reflex habe ich den Fahrer einfach nur angebrüllt, dass er zurückkommen soll und er kehrte glücklicherweise um. Dann hat er mir erklärt, was ein E-Foil ist.“ Kurz gesagt handelt es sich um ein schwimmendes Board mit Unterkonstruktion, Elektroantrieb und Propeller. Per Controller steuert der Fahrer die Geschwindigkeit, bringt sich aus sitzender Position auf dem Brett zuerst auf die Knie, dann in den Stand. „Sind mindestens 13 km/h erreicht und die Gewichtsverlagerung nach hinten passt, hebt sich das Board lautlos aus dem Wasser. Unter der Oberfläche wird das Foil – der Mast – von zwei Flügeln getragen. Das Prinzip ähnelt dem Luftstrom beim Auftrieb eines Flugzeugs.“ Nach zwei Kursen bei einem Berliner Trainer, der mittlerweile ein guter Freund ist, hatte Alic eines Abends verkündet: „Wir machen das jetzt!“ Damit meinte sie den eigenen Einstieg ins Trainertum fürs E-Foilen. Das Trendsportunternehmen Hydrofoil.Blue war geboren.
Dass es so kommen würde, hätte sich Domenico Brünoth als Kind und Jugendlicher wohl nicht träumen lassen – da war ihm Sport nämlich wegen eines Rückenleidens streng verboten. „Nur schwimmen durfte ich einmal pro Woche“, erinnert er sich. „Seitdem liebe ich Wasser! Und mit dem E-Foil sind Raum und Zeit einfach komplett weg.“ Wann immer es ihre Hauptjobs im Sommer zulassen – Alic ist gelernte Bürokauffrau – sind Domenico und sie jetzt mit Neugierigen auf dem Süßen See im Mansfelder Land und dem Heidensee in Schwerin unterwegs. „Mit der Marina Nord haben wir eine super Homebase für unseren Sport gefunden.“
Wer das schwebende Gefühl mit dem E-Foil einmal erleben möchte, hat beim Insel- und Strandfest am 1. und 2. Juli die Gelegenheit, es in einem 30- Minuten-Slot spontan zu testen. Intensivere Trainingseinheiten sind in der ersten und dritten Augustwoche nach Termin möglich. Dann kommen die beiden nämlich für längere Zeit von Erfurt nach Schwerin. Gebraucht werden Badekleidung, gute Laune und Vertrauen – sonst nichts. „Wir haben Neopren- Anzüge, Prallschutzwesten und Helme in allen Größen. Und niemand muss Erfahrung haben oder besonders sportlich sein“, macht Domenico Mut. „Wenn du keine Angst vor Wasser hast, den Kopf ausmachst und dich darauf verlässt, was wir zeigen und sagen, stehst du in 20 Minuten auf dem Brett – garantiert.“

Janine Pleger

„Der Surfergruß ,Hang Loose‘ – einfach mal loslassen – mit den zwei Fingern gilt auch für das Schweben beim E-Foilen.“

Domenico Brünoth