Der Stuhltanz von Schwerins Schülern
Verzögerungen im Schulbau sorgen für Wechselspiele
Paulsstadt • Die Geschichte klingt ein wenig wie das bekannte Kinderspiel „Reise nach Jerusalem“. Alle Kinder laufen um einen Kreis von Stühlen. Wenn die Musik stoppt, setzen sich alle hin. Einer bleibt übrig, weil immer ein Stuhl zu wenig ist.
Im großen Schulkreis von Schwerin werden die Kinder in den nächsten Jahren auch ringsherum durch die Stadt geschickt, da sich der Bau der Schule am Fernsehturm verzögert und diese als Ersatz-Lernort für die Schüler der Friedensschule (Foto) dienen soll. Diese wird mit einem Fördervolumen von 13 Millionen Euro des Landes saniert werden. Das Geld gehe verloren, wenn die Sanierung nicht bis 2026 abgeschlossen ist, heißt es von der Stadt. Die Folge, 350 Friedensschüler gehen ab August in die John-Brinckmann- Schule, die Erstklässler lernen in der Kita Gänseblümchen. Veränderungen gibt es auch für die Brinckmann-Schüler, die sich ihr Gebäude auf Zeit mit den Friedensschülern teilen müssen. Der Hortneubau hier erfolgt an einem anderen Platz. Die Schüler des Weststadtcampus verlieren ihren Schulgarten und auch die IGS Bertolt Brecht ist von der Schul-Kettenreaktion betroffen. Ziemlich überraschend waren diese Pläne der Stadt Mitte März bekannt gegeben worden, offenbar ohne die Möglichkeit, mit Eltern und Lehrern über Alternativen zu reden. Silvio Schmidt ist Elternratsvorsitzender der Brinckmann-Schule. „Meine Tochter wurde 2019 hier eingeschult, 2020 kam Corona mit Distanzunterricht und jetzt dieses Durcheinander. Das Kind hat noch kein normales Schuljahr erlebt“, beklagt der Vater. „Mein Eindruck ist, die Stadt will auf die Fördergelder für die Friedensschule nicht verzichten und die Kinder müssen drunter leiden.“ Peter Kowalk ist Mitglied des Elternrates der Regionalschule Weststadt Campus, und hoffte bei der Tagung der Schulkonferenz auf mehr Informationen über die Umzugspläne. „Die Schulleitung war genauso überrascht wie die Anwesenden von der allgemeinen Pressemitteilung der Stadtverwaltung“, berichtet Kowalk. „Auf einer späteren Infoveranstaltung waren die Eltern ebenfalls nur Statisten. Ich bin enttäuscht über diese Misskommunikation.“ Für viele Eltern stellen sich noch etliche Fragen. Gesprächsrunden zur Klärung sollen noch folgen. „Ich persönlich wünsche mir, dass es gute Lösungen für alle Schüler und Lehrkräfte geben wird“, sagt der Elternvertreter Kowalk und hofft künftig auf einen besseren Austausch.
Steffen Holz