Rund um die Uhr fürs Tierwohl
Die Arbeit im Tierheim Schwerin ist vielseitig
Warnitz • 24 Stunden pro Tag an 365 Tagen im Jahr ist das Tierheim für seine Bewohner da – mit Pflege und Betreuung, sauberen Ställen, einer weitläufigen Anlage, viel Herz und Verstand. Außeneinsätze gibt es beim Tierarzt oder wenn Polizei, Feuerwehr, Ordnungs- oder Veterinäramt anrufen. Ein Tierheim funktioniert nicht allein durch Liebe und Zuwendung. Regelmäßig fallen Ausgaben für Futter, Tierarzt, Personal, Instandhaltungen und Energie an. Sie werden alle aus einem Topf gezahlt. Dieser ist knapp bemessen, denn gewirtschaftet wird allein mit einem jährlichen Zuschuss der Stadt und Spenden.
„Der eine oder andere verklärt die Mission eines Tierheims. Es geht hier ganz klar nicht ausschließlich ums Streicheln oder Gassigehen, sondern um harte Arbeit“, sagt Roland Schack (Foto), der sich seit acht Jahren hier engagiert. Denn viele Hunde eint eine traurige Vorgeschichte. Sie wurden ausgesetzt, von ihren Besitzern schlecht behandelt, verprügelt oder mussten Herrchen oder Frauchen in den Knast gehen lassen. „Wir beschäftigen uns mit den Tieren, spielen mit ihnen, versuchen, sie zu sozialisieren“, so der gelernte Landwirt weiter. Treue Begleiterinnen sind die beiden Rottweilerhündinnen Maya und Elsa (Foto l.), die mit ihrem ruhigen Gemüt helfen, verletzte und verängstigte Hundeseelen aufzutauen. Oft gelingt es, die Tiere zugänglicher zu machen. Manche entpuppen sich leider als Dauergäste, die schwer oder nicht vermittelbar sind. „In den letzten Jahren hatten wir immer mehr Problemfälle“, resümiert Leiterin Ilka Dittberner. Endstation Tierheim heißt es beispielsweise bisher für Bella, eine etwa fünfjährige Mischlingshündin, die wegen eines unversorgten Bruches ein krummes Vorderbein hat und nur schlecht laufen kann. Wie schön, dass sie in Artgenosse Arco einen treuen Freud gefunden hat, der ihr nicht von der Seite weicht. „Die beiden sind ein Herz und eine Seele“, sagt Roland Schack. Nicht so schön anzusehen sind Zustände, die bei Außeneinsätzen zutage kommen. „Giftköder, Rasierklingen im Hundefutter, Tierquälerei, Hunde aus einem Drogen-Haushalt oder Tiere, deren Herrchen oder Frauchen schon eine Weile tot in der Wohnung gelegen haben – wir erleben viele schockierende Momente, wenn die Polizei uns zurate zieht“, erzählt Dittberner.
Zum Glück gibt es auch jede Menge positiver Erlebnisse. Viele Tiere, die normal sozialisiert sind, können das Tierheim oft schnell wieder verlassen. Ein geeignetes, liebevolles Zuhause ist dann schnell gefunden. Dabei verlässt Ilka Dittberner sich voll und ganz auf ihr Bauchgefühl, gibt nicht jedem ein Tier. „Es muss passen“, bringt sie es auf den Punkt. „Wir bekommen einfach zu viele Schicksale mit.“ Bei Exoten wie Geckos, Schlangen oder Vogelspinnen, die ihren Weg ins Tierheim finden, arbeitet sie mit dem Zoo zusammen. Ansonsten beschäftigt sie sich mit Buchhaltung, führt Beratungsgespräche oder koordiniert Besuche beim Tierarzt. Roland Schack und zwei FÖJler sorgen für den Auslauf der Hunde, beobachten die Dynamik unter den Tieren, bringen die Ställe und Grünanlagen auf Vordermann. Eine zusätzliche Person in Festanstellung fehlt an allen Ecken und Enden. „Dann könnten wir mehr Unterbringungsmöglichkeiten bieten, die Öffnungszeiten wieder erweitern und uns noch mehr unseren Sorgenkindern widmen.“
Meike Sump