Gemeinsam auf der Bank
Wenn ein Angehöriger dement wird
Großer Dreesch • Liebevoll legt Grit Wulff den Arm um ihren dement gewordenen Vater. „Wir beide“, erzählt sie, „waren uns immer sehr nah.“ Nun wurden die Rollen in der Fürsorge getauscht und die Tochter kümmert sich um den Vater.
„Das ist nicht einfach, aber mit der Unterbringung im Haus ‚Am Fernsehturm‘ ist das prima zu schaffen.“ Demenz ist für Betroffene selbst die größte Herausforderung. Sie bemerken in den Anfangsstadien die Veränderung ihres Gedächtnisses und ihrer Wahrnehmung. Die beginnende Vergesslichkeit wird oft überspielt, wird aber zunehmend stärker und löst Angst und Verwirrung in ihnen aus.
Eine freundliche, familiäre Atmosphäre und leichte körperliche Betätigungen wirken sich positiv aus. Tasten und erspüren, also die eigenen Sinne immer wieder aktivieren, sind ein weiterer Bestandteil des Umgangs mit an Demenz erkrankten Menschen. Die Installation eines „echten“ Baumes ist nicht nur eine Kunstobjekt, sondern vor allem eine Wandskulptur zum Anfassen, die zudem mit einer Bank zum Sitzen und Verweilen einlädt. Die eigenen Sinne zu erfassen fördert auch die nonverbale Kommunikation zwischen den Betroffenen und ihren Angehörigen. Gerade die Verständigung fällt zunehmend schwer. Ihre kognitiven Leistungen lassen nach, das frustriert sie.
Mit positiven Erlebnissen kann dem entgegengewirkt werden. Den Baum findet Grit Wulff, die die Installation initiiert hat, großartig. „Der Moment des Miteinanders beim Ertasten der Baumrinde weckt auch in mir schöne Kindheitserinnerungen. Solche, die ich mit meinem Vater hatte und die ich hier wieder gemeinsam mit ihm erleben kann“, erzählt die Tochter und lächelt ihren Vater dabei liebevoll an.
maxpress/Annette Markert