Gegen Wind und Windmühlen
Unternehmen in Schwerin und Nordwestmecklenburg müssen Herausforderungen meistern und buhlen um Fachkräfte
Schwerin • Die Last, die auf den Schultern der ostdeutschen Wirtschaft ruht, nimmt seit Jahren stetig zu. Zuerst kam die Corona-Pandemie, nun folgen die Energiekrise, Inflation und vor allem der allgegenwärtige Arbeits- und Fachkräftemangel durch den demografischen Wandel. Dabei beruhen diese Aussichten nicht auf subjektiven Empfindungen. Das renommierte ifo Institut prognostiziert der hiesigen Wirtschaft eine leichte Rezession für das laufende Winterhalbjahr. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent.
Das klingt zwar nicht alarmierend, liegt dennoch über dem Bundesdurchschnitt. Hinzu kommen die Gesetzesänderungen, die seit Beginn des Jahres in Kraft sind. Den Wunsch, Dinge zu verbessern und auch zu entlasten, erfüllen die Bestimmungen jedoch nur bedingt. Wie so oft wird der Mehraufwand, der sich aus den Anpassungen ergibt, auf die Wirtschaft abgewälzt. So verursacht zum Beispiel die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für alle Arbeitgeber einen erhöhten zeitlichen und damit finanziellen Aufwand. Große Unternehmen sind verpflichtet, Lieferketten nachzuverfolgen und zu dokumentieren. Ebenso vorgeschrieben sein wird, sichere Meldekanäle für Personen einzurichten, die Hinweise auf Missstände im Unternehmen geben wollen. Das sind zusätzliche Aufgaben, für die gar kein Personal da ist – in Krisenzeiten ist das nicht das richtige Signal. Einmal mehr zeigt sich, wie weit die Regierung von der Realität in der Wirtschaft entfernt ist und wie ohne Rücksicht auf die Lage oftmals ideologisch motivierte Regelungen durchgewunken werden. Aber immerhin können Unternehmen auf die Deckelung der Gas-, Fernwärme- und Strompreise hoffen. Der Unternehmerverband wird als Interessenvertretung der lokalen Wirtschaft weiter auf kritikwürdige Punkte und auch Missstände aufmerksam machen. Denn nur eine starke Wirtschaft wird die Herausforderungen der Zukunft bewältigen können. Die Regierung sollte nicht an dem Ast sägen, auf dem sie sitzt.
Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin e.V.