Durch und durch kreativ – Restauratorin Katalin Baruth
Katalin Baruth arbeitet als Restauratorin mit Kunst- und Alltagsobjekten in Schwerin
Schwerin • „Was denkst du, was ich als Restauratorin mache?“ Die erste Frage im Gespräch mit der hauspost stellt Katalin Baruth direkt selbst. Schnell ist klar, dass diese Frau Spaß am Gestalten hat und das Heft des Handelns gerne in die Hand nimmt. Genau, wie die Werkzeuge mit denen sie in ihrem Beruf zu tun hat. Als Restauratorin der Stadt Schwerin arbeitet sie mit historischen Gegenständen, reinigt sie mit der Bürste, entfernt Rost mit dem Skalpell (Foto unten) oder setzt feine Farbtupfer auf verblasste Oberflächen. Neben ihrer Kreativität sind dabei auch Wissen in Chemie und handwerkliches Geschick gefragt.
„Ich frage immer gern nach den Vorstellungen der Leute, wenn sich jemand für meinen Beruf interessiert“, erzählt Katalin Baruth. „Viele Menschen denken nämlich, dass es beim Restaurieren ums Neumachen geht.“ Doch die junge Frau beschäftigt sich mit historischen Objekten und päppelt sie auf. Bei der Landeshauptstadt kümmert sie sich sowohl um Kunstobjekte, wie die Skulptur Keramische Säule oder Werke des Bildhauers August Martin Hoffmann, als auch um Alltagsgegenstände. „Im Freilichtmuseum Mueß bekommen Besucher Einblicke in das Leben vom 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Ich kümmere mich darum, dass Messer, Tische oder Spielzeuge in einem guten Zustand sind.“ Bevor sie sich ans Werk macht, schaut sie sich die Gegenstände an und analysiert, welche Materialien verwendet wurden.
„Manchmal sehe ich, dass sich andere Restauratoren schon einmal versucht haben und erkenne ihre Spuren. Oft wurden die Objekte nicht gut gelagert und sind dreckig. Staub zieht Nässe an, dann muss ich erst einmal den Rost entfernen.“ Dafür braucht die kreative Tüftlerin Know-how über Chemikalien, damit das Lösungsmittel nicht auch noch die Farbe mit entfernt. „Das oberste Gebot in dem Job lautet: ,Alles, was du machst, muss vorher gut durchdacht sein'“, sagt sie lachend, taucht einen Wattetupfer in ein Glas mit Lösung und entfernt Schmutz von einem Schlitten. In ihrem Studium hat sie sich auf Metallobjekte spezialisiert, später auch archäologische und kunsthandwerkliche Gegenstände genauer unter die Lupe genommen.
„Im Alltag begegnen mir alle möglichen Materialien. Mit Plakaten, Gemälden, geflochtenen Körben oder Keramik habe ich auch zu tun – das macht meinen Job sehr abwechslungsreich.“ Ihr Drang zu gestalten und handwerklich zu arbeiten, zeigte sich direkt nach der Schule. „Nach dem Abi hatte ich erstmal die Nase voll von der Schule und wollte unbedingt was Praktisches tun. Ich habe ein freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege und danach eine Ausbildung zur Goldschmiedin gemacht“, sagt die gebürtige Brandenburgerin. „Ich muss immer etwas mit meinen Händen machen und gestalte in der Freizeit gerne Schmuck, wie die Süßwasserperlenkette mit Eulenanhänger (Foto unten) oder stricke Mützen für Babys.“
Für spannende Aufträge war sie schon in Schweden und Norwegen unterwegs „In Oslo habe ich an einer tollen Bronzestatue von einem Rentier mitgearbeitet. Ein zotteliges Fell in dem Material zu bearbeiten, war unglaublich aufwendig. Teilweise hab ich sogar von der Skulptur geträumt“, erklärt Katalin Baruth mit einem Schmunzeln.
Neben Brandenburg und Skandinavien hat sie auch schon in Südkorea gelebt. „Ich war neun Jahre alt, als wir als Familie aus beruflichen Gründen in Seoul gelebt haben. Vom 500- Seelen-Dorf in die 14-Millionen-Stadt zu ziehen, war erstmal ein Schock. Statt Natur gab es Hochhäuser und viel Beton“, sagt sie. „Doch wir haben uns eingewöhnt und mit der Zeit hat mir auch die koreanische Küche immer besser gefallen.“ Vor allem Kimchi hat es ihr angetan. „Das ist sauer eingelegter Chinakohl und erinnert an Sauerkraut. Ich bereite das heute noch gerne zu. Im Asia-Markt bin ich daher Stammkundin, da bekomme ich alles, was ich zum Kochen brauche“, erzählt die Vegetarierin. An Schwerin schätzt sie zudem die tolle Natur und das wiedererwachte kulturelle Leben. „Im vergangenen Sommer war super viel los, vor allem die Konzerte auf dem Markt waren cool. Davon kann es noch viel mehr geben.“
maxpress/Matti Kruck