Wohnen im Würfel

Häuser in Lankow mit Landesbaupreis geehrt

Es war eine Überraschung für die Verantwortlichen aus der Stadtverwaltung. Das Gebiet „Wohnen am Lankower See“ wurde in der Kategorie Stadtplanung ausgezeichnet. Die Jury lobte die „eigenständige Architektursprache und hohe gestalterische Qualität“.
Blick auf das prämierte Wohngebiet mit den kubischen Häusern und meist dunklen Klinkern, Foto: b2medien/mgf

Lankow • Es war eine Überraschung für die Verantwortlichen aus der Stadtverwaltung. Das Gebiet „Wohnen am Lankower See“ wurde in der Kategorie Stadtplanung ausgezeichnet. Die Jury lobte die „eigenständige Architektursprache und hohe gestalterische Qualität“. Die Häuser auf dem ehemaligen Brachland sind aufgrund ihrer Form und Farbe Geschmackssache, die für Gesprächsstoff sorgt.

Bevor die außergewöhnlichen Häuser im Norden der Stadt entstehen konnten, musste das Gebiet zunächst beräumt werden. Vor den Ein- und Mehrfamilienhäusern befand sich auf dem Gelände ein heruntergekommener Internatskomplex mit Sportplatz aus DDR-Zeiten, der nach der Wende nicht mehr genutzt und in den folgenden Jahren Stück für Stück zurückgebaut wurde. 2010 entschied sich die Landeshauptstadt, einen städtebaulichen Wettbewerb für die Bebauung dieses Gebietes auszuschreiben. Von den fünf Architekturbüros, die sich daran beteiligten, gewann das Büro mkk-Architekten um Frank Kirsten. Die Idee, eine Siedlung in zeitgenössischer kubischer Architektur und unter der Verwendung von meist dunklen norddeutschen Klinkern zu schaffen, wurde umgesetzt. 140 Wohneinheiten sollten entstehen, davon über 60 Einfamilienhäuser, dazu Reihenhäuser, 60 mehrgeschossige Wohnungen und die Berufsschule. Für die Bauwilligen in diesem Bereich hieß das, dicke Ordner mit den strengen Auflagen des Gestaltungshandbuches zu wälzen, um die eigenen Vorstellungen vom Traumhaus den Vorgaben der Architekten anzupassen.

Jeder Hausentwurf wurde vor Baubeginn vom Gestaltungsbeirat der Stadt geprüft. Passt er in das Gesamtbild der Architekten, oder müssen Abstriche gemacht werden? Vorgeschrieben war unter anderem die Farbe der Klinker. Carports und Nebengebäude durften nur aus Stein und in der Farbe der Wohnhäuser geklinkert errichtet werden. Dachüberstände, Balkone oder Erker gehörten zum No-Go des Wohngebietes. Auch die Anschlusspflicht an die Fernwärme und das Verbot, Erdwärmepumpen zu installieren, stieß zu Zeiten steigender Energiepreise einigen Familien sauer auf. Für Bauherrin Jutta Mundt war das kein Problem. „Ich finde, die Fernwärme ist eine saubere Sache und zum Energiesparen dürfen auch Photovoltaik-Anlagen nachgerüstet werden“, sagt die Hausbesitzerin. Für sie und ihren Mann war die Lage des Wohngebietes in Stadt- und Naturnähe mit allen Versorgungsmöglichkeiten wichtiger als der Baustil der Häuser. „Allerdings hätten wir schon gern ein richtiges Dach auf unserem Haus gehabt und auf einen massiven und verklinkerten Schuppen, der einen fünfstelligen Betrag gekostet hat, hätten wir auch gern verzichtet, aber so waren die Auflagen des Gestaltungshandbuches“, berichtet Jutta Mundt.

Andreas Thiele von der Stadtentwicklung Schwerin ist stolz auf das Wohngebiet und den Landesbaupreis. „Mit drei Instrumenten wurde die Gestaltidee des Wohngebietes gesichert: Detaillierter Bebauungsplan, verbindliches Gestaltungshandbuch für Bauherren und Begutachtung der Entwürfe durch externen Sachverstand. Das ist in dieser Konsequenz nicht alltäglich in Schwerin und in anderen Kommunen des Landes. Insofern war zu erwarten, dass das Baugebiet zu den Favoriten für einen Landesbaupreis in der Rubrik „Stadtplanung“ gehört“, sagt er. Auch bei demnächst entstehenden Wohngebieten sollen die Lankower Maßstäbe angesetzt werden. „Das gilt insbesondere bei den Planungen für die Neue Mitte Neu Zippendorf, für das Warnitzer Feld und für die Paulshöhe“, so Andreas Thiele.

maxpress/Steffen Holz