Stadt knipst Licht aus

Schwerin setzt Auflagen zum Energiesparen um

Seit Anfang Oktober ist es ein wenig dunkler in der Landeshauptstadt. Konkret 500 Lichtpunkte – so heißen die Straßenlaternen im Fachjargon – brennen seitdem weniger.
So hell wie in der Pampower Straße sind seit Anfang Oktober nicht mehr alle Straßen der Stadt beleuchtet, Foto: maxpress

Schwerin • Seit Anfang Oktober ist es ein wenig dunkler in der Landeshauptstadt. Konkret 500 Lichtpunkte – so heißen die Straßenlaternen im Fachjargon – brennen seitdem weniger. Das ist der sichtbare Teil des Maßnahmepaketes, um den städtischen Energieverbrauch zu senken. Am eigenen Körper spürbar wird das Sparpaket für Sportler, Saunafreunde und die Beschäftigten in der Verwaltung.

Runter mit der Temperatur heißt es im Stadthaus und in den Kultureinrichtungen. Die Angestellten in den Büros der Verwaltung müssen nun bei 19 Grad Anträge bearbeiten und Formulare ausstellen. Auch das Mitbringen von eigenen Heizgeräten ist untersagt. „Wir alle sind aufgerufen, Energie zu sparen. Auch wenn der Verbrauch in den Verwaltungsgebäuden, Kultureinrichtungen, Schulen und Turnhallen nur zwei Prozent des städtischen Verbrauches ausmacht, wollen wir nicht nur mit gutem Beispiel vorangehen, sondern auch substanziell Energie einsparen“, betont Oberbürgermeister Rico Badenschier die Maßnahmen.

„Unser Handeln wird sehr genau von den Bürgerinnen und Bürgern beobachtet. Eine interne Arbeitsgruppe hat sich mit den potenziellen Einsparmaßnahmen beschäftigt und nach sinnvollen Möglichkeiten gesucht“, erklärt Finanzdezernent Silvio Horn. Die Sicherheit der Bürger soll dabei immer im Vordergrund stehen und „Dunkelräume“, wo die Schweriner sich aufgrund von Lichtabschaltungen nicht hintrauen, soll es nicht geben. Städtische Energiefresser sind die Turnhallen mit 3,14 Megawatt Jahresverbrauch.

Das Warmlaufen ist in den Sporteinrichtungen bei einer Betriebstemperatur von nur noch 16 Grad Celsius damit wörtlich zu nehmen. Auch warmes Wasser gibt es in den Duschen der Sporthallen nicht mehr, es sei denn, überregionale Wettkämpfe oder Spiele finden in der Halle statt. Zwei Hallen, die in der Perleberger Straße und in der Lise- Meitner-Straße, werden außer Betrieb genommen.

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Auch im Schloss, dem Sitz des Landtages und Tagungsort der Ministerpräsidentin, wird das Klima kühler. Auch wenn die Farbe rot für Wärme steht, müssen die rot-rote Landesregierung und die Fraktionen mit weniger Grad in den Büros und Tagungsräumen der Regierung auskommen. Das Einsparen von Gas und Strom ist nicht erst seit dem Abschalten der ehemals beliebten Nordstream-Leitungen ein Thema im mecklenburgischen Regierungsschloss. So wurden in den vergangenen Jahren schon durch den Heizungsbetrieb mit Fernwärme etliche Kilowattstunden eingespart.

Das Gebäude ist, technisch gesehen, ein Altbau mit hohen Räumen und kalten Fußböden. Logisch, dass der eine oder andere es sich mit den 2.000 Watt Radiatoren etwas wärmer um den Schreibtisch gemacht hat. Auch das ist vorbei. Die 20 Geräte sind außer Betrieb genommen worden. Kühler ist es auch im Plenarsaal und wärmer wird es nicht durch hitzige Debatten. Die Klimaanlage, die die gebrauchte Luft raus- und die frische hineinbläst, soll nur noch laufen, wenn das Parlament vollzählig ist.

Wobei: Wenn alle da sind, beheizt sich der Raum fast von allein. Ein Mensch, der bei einer Temperatur von 16 Grad am Schreibtisch sitzt, erzeugt am Tag eine Heizleistung von circa 2,9 Kilowattstunden. Macht bei 79 Abgeordneten des Landtages 229 Kilowattstunden – eine ganze Menge Energie, die die Volksvertreter erzeugen. Menschliche Wärme ist doch toll. Zusammenstehen, Mehrheiten bilden und am besten in einem Raum, wäre das nicht eine schöne symbolische Idee?

maxpress/Steffen Holz