Stadtarchivar Bernd Kasten ist Schwerins Herr der Schätze
Stadtgesicht Bernd Kasten ist Fan von Schwerins Geschichte und Natur
Schwerin • Für ihn ist die Geschichte der Landeshauptstadt kein Schloss mit sieben Siegeln: Bernd Kasten stürzt sich gerne in die Vergangenheit. In Urkunden, Grundbüchern oder Tageszeitungen findet der Stadtarchivar spannende Anekdoten und wichtiges Material zur Stadtgeschichte Schwerins. Die Themen, die er bearbeitet, reichen dabei von heiter bis bewegend.
„Mein Buch, das den größten Anklang gefunden hat, ist sicherlich ‚Prinz Schnaps‘ (Foto unten) gewesen“, erzählt Bernd Kasten. Darin schildert er unterhaltsam Fehltritte der mecklenburgischen Herzogfamilie. „Die schwarzen Schafe wollten ihre Eskapaden und Affären damals unbedingt geheim halten. Da macht es Spaß in den Archiven zu recherchieren und diese bisher verborgenen Geschichten zu entdecken.“ Die Themen, denen er in seiner Arbeit auf den Grund geht, sind vielfältig – so wie die Geschichten der Menschen. Bernd Kasten recherchiert zu den Opfern des NS-Regimes, wenn für ihr Andenken ein neuer Stolperstein in Schwerin verlegt wird. Damit die Steine lange gut sichtbar sind, putzt er an Aktionstagen auch schonmal mit: „Dann schnapp ich mir einen Lappen und Reinigungsmittel und sorge dafür, dass die gut erhalten bleiben.“ Ebenso hat er sich umfassend mit den Menschen beschäftigt, die auf dem jüdischen Friedhof begraben sind. „Ihnen wollte ich ein Gesicht geben, damit ihr Leben nicht vergessen wird.“ So entstand ein ganzes Buch mit ihren Lebensgeschichten.
Sein Interesse für Historisches hat sich bei Bernd Kasten früh gezeigt. „Sobald wir in der fünften Klasse Geschichte als Fach bekommen hatten, war ich fasziniert“, berichtet der Stadtarchivar. „Für mich war klar, dass ich das später studieren möchte. Welcher Beruf daraus wird, war erstmal nicht so wichtig.“ Dass er ein Faible für die Archivarbeit hat, zeigte sich bei seiner Doktorarbeit. „Da habe ich mich richtig in die Originaldokumente gestürzt. Die Archivmitarbeiter machten mich dann darauf aufmerksam, dass ich inzwischen meine 1.000 Akte geordert hatte“, erzählt Bernd Kasten lachend.
So war klar, dass er sich beruflich in der Archivarbeit sieht. Nach einem Referendariat in Schleswig, kam er als junger Mann 1993 nach Schwerin und wurde mit 29 Jahren Leiter des Stadtarchivs. „Nach der Wende war ich schon öfter zu Besuch gewesen und habe mir die Stadt angeschaut“, sagt der gebürtige Schleswig- Holsteiner. „Mir hat die Stadt gefallen, auch wenn sie damals noch ganz anders aussah. Der geschichtsträchtige Charakter war für mich als Historiker spannend. Zudem hat mich die wunderschöne Natur beeindruckt. Die weiß ich bis heute sehr zu schätzen.“ Bernd Kasten ist jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs und genießt die frische Luft. Außerdem liebt er das Schwimmen und zieht oft seine Runden in den Seen.
„Aber ganz entspannt“, verrät er schmunzelnd. „Früher bin ich noch ans andere Ufer geschwommen, aber das muss nicht mehr sein.“ Ein anderes Hobby ist der Kleingarten. Dabei achtet er nicht auf millimetergenaue Rasenkanten, sondern mag den wilden Wuchs. „Das ist ursprünglicher und da fühle ich mich wohl. Manch ein Gartennachbar wundert sich, dass ich öfter in der Hängematte liege, als die Hecken zu stutzen“, erzählt Bernd Kasten. „Ich wühle auch nicht wild in der Erde herum – das ist schließlich nicht gut für meinen Rücken“, sagt er augenzwinkernd.
Am Wochenende geht er mit seiner Frau gerne wandern. „Mecklenburg bietet so schöne Landschaften. Im März waren wir im Hellbachtal bei Neubukow, direkt nach dem ersten Frühjahrs-Sturm.“ Die Natur ist für Bernd Kasten ein guter Kontrast zu seinem Job, in dem sich der Historiker aber pudelwohl fühlt: „Das Archiv ist ein spannender Ort, weil es um Menschen und ihre Erlebnisse geht. Und Menschen sind immer für Überraschungen gut. Das ist auch der Grund, warum ich mich noch keinen Tag gelangweilt habe.“
maxpress/Matti Kruck