Gewalt ist oft mehr als die meisten denken

Kontaktstelle Kinderschutz wirbt für gezielte Kampagne gegen psychische Übergriffe

Vor genau drei Jahren öffnete „Kont(i)Ki“, die Kontaktstelle Kinderschutz, ihre Pforten.
Wenn Kinder „sich anstellen“, ist es Aufgabe der Erwachsenen, die Ursache zu finden. Grenzen der Kleinen einfach zu übergehen, ist auch eine Form psychischer Gewalt, Foto: DKSB

Schwerin • Vor genau drei Jahren öffnete „Kont(i)Ki“, die Kontaktstelle Kinderschutz, ihre Pforten. Kinder und Jugendliche, die von Straftaten gegen das Kindeswohl betroffen sind, können gemeinsam mit ihren Familien Fragen klären und bekommen weitere Unterstützungsmöglichkeiten gezeigt. Nun beteiligt sich die Einrichtung auch an einer Kampagne gegen psychische Gewalt.

Äußerungen wie „Du bist zu dumm dafür!“, „Wenn du jetzt nicht schläfst, dann knallt es!“ oder „Hör auf zu heulen!“ bekommen viele Kinder immer wieder zu hören. Die Konfrontation mit Sätzen dieser Art ist dabei keinesfalls zu bagatellisieren. Es handelt sich um psychische Gewalt, wenn Erwachsene wiederholt ein Verhalten zeigen, das dem Kind gegenüber eine feindliche oder abweisende Haltung zum Ausdruck bringt.

Dazu gehören herabwürdigende Erziehungshandlungen, demütigende Äußerungen, Ablehnung, Isolation oder auch Anschreien. Die psychologischen Grundbedürfnisse des Kindes werden nicht erfüllt, vielmehr wird vermittelt: Du bist wertlos, ungeliebt und unerwünscht. Dies kann zu schwerwiegenden Folgen in der Entwicklung führen. Viele leiden bis ins Erwachsenenalter unter psychischen Belastungen und Beziehungsstörungen. Da psychische Gewalt keine körperlich sichtbaren Spuren hinterlässt, ist sie allerdings viel schwerer feststellbar als andere Arten von Übergriffen. Mit seiner Kampagne „Gewalt ist mehr als Du denkst“ möchte der Kinderschutzbund diesen Raubbau an der Seele ins allgemeine Bewusstsein rücken.

Sie soll zum Nachdenken darüber anregen, mit welcher Haltung Kindern oftmals begegnet wird. Wer sich beteiligen möchte, ob Einrichtung oder Privatperson, kann bei sich vor Ort oder im Netz unter dem Hashtag #GewaltIstMehr auf das Thema aufmerksam machen. Weitere Informationen und Materialien gibt es auf www.dksb.de. Generell gilt: Jede Person, die sich angesprochen fühlt, bekommt bei „Kont(i)Ki“ Hilfe, und zwar kostenlos. „Ich biete Ratsuchenden gerne ein Treffen an und bin dabei auch mobil in Schwerin, Nordwestmecklenburg und Ludwigslust-Parchim unterwegs“, so Projektleiterin Maria Dahlke, für die das persönliche Gespräch durch nichts zu ersetzen ist. Haupt- und ehrenamtlich Tätige, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten sowie Privatpersonen können sich mit ihren Fragen im Kontext Kinderschutz ebenso an „Kont(i)Ki“ wenden.

DKSB